Rechenschwäche ist keine Dummheit

06.09.2007 Zählen, abziehen, teilen und malnehmen: Rechnen macht Spaß - wenn man es kann.

Zu einer Quälerei wird es für die rund fünf Prozent der Schüler, die nach Schätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) unter der so genannten Dyskalkulie, der Rechenschwäche, leiden.
Ihnen fehlt die Fähigkeit, hinten den Zahlen die Menge zu sehen - und damit das mathematische Verständnis, das schon im Vorschulalter ausgeprägt sein sollte. Dyskalkulie-Kinder lernen Zahlen und ihre Reihenfolge auswendig. Sie addieren und subtrahieren
(zusammenzählen und abziehen) durch Auf- und Abzählen mit Fingern und "Luftlinien".
Sie sehen widersprechende Ergebnisse nicht, verknüpfen wahllos Größenangaben und verstehen Textaufgaben nicht. Die Folgen: Lehrer halten die Schüler für unwillig, faul, wenig begabt und unkonzentriert. Und das Kind glaubt, es sei "doof".
Dyskalkulie ist eine Entwicklungsverzögerung des mathematischen Denkens. Genetische Faktoren spielen bei der Entstehung von Dyskalkulie - wie auch bei Legasthenie, der Lese- und Rechtschreibschwäche - eine entscheidende Rolle, sagt der Humangenetiker Dr. Tiemo Grimm vom Bundesverband für Legasthenie und Dyskalkulie (BVL).
Ob ein Kind unter Dyskalkulie leidet, lässt sich mit Tests, die wie Klassenarbeiten aufgebaut sind und ausschließlich auf das Ergebnis zielen, nur unzureichend feststellen. Eine Rechenschwäche lässt sich weder durch die Schule noch durch klassische Nachhilfestunden beheben. Hilfe verspricht eine individuelle Lerntherapie über ein- bis zweieinhalb Jahre - neben einem speziellen Hausaufgabenprogramm, Elternbetreuung sowie Lehrer- und Arztgesprächen.
In dieser Zeit lernen die Kinder nachträglich in kleinsten Schritten einen korrekten Mengen- und Zahlbegriff.
johanniter 3/7

Letzte Änderung: 21.11.2007