"Funktionale" Analphabeten

08.09.2007 Immer noch gibt es in Deutschland sehr viele Analphabeten. Sie haben kaum Chancen, Arbeit zu finden.

BERLIN. In Deutschland gibt es schätzungsweise vier Millionen »funktionale« Analphabeten. »Dabei handelt es sich um Erwachsene, die trotz Erfüllung der Schulpflicht nur so gut lesen und schreiben können wie Kinder in der ersten oder zweiten Klasse«, erklärte Peter Hubertus, Geschäftsführer des Bundesverbands Alphabetisierung und Grundbildung.
Anlässlich des Weltbildungstags am heutigen Samstag rief er die Bundesländer auf, mehr bezahlbare Grundbildungskurse anzubieten.

Hubertus wies darauf hin, dass jedes Jahr 80000 Jugendliche die Schulen ohne Hauptschulabschluss verlassen. Viele hätten nicht die Mindestqualifikation, um eine Berufsbildung erfolgreich zu absolvieren. Unzureichende Kenntnisse im Lesen und Schreiben verminderten die Chancen am Arbeitsmarkt.

Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen Unicef rief zum Kampf gegen die anhaltende Benachteiligung von Mädchen und Frauen beim Zugang zu Bildung auf. Von weltweit über 770 Millionen Menschen, die nicht lesen und schreiben könnten, seien zwei Drittel Frauen. Zwar sei die Einschulungsrate für Mädchen in den vergangenen Jahren auch in den Entwicklungsländern gestiegen. Doch vor allem in Afrika und in Südasien bleibe bis heute Mädchen häufiger der Schulbesuch verwehrt als Jungen.

Insgesamt haben nach Schätzungen des Kinderhilfswerks rund 100 Millionen Jungen und Mädchen im Grundschulalter keinen Zugang zu Bildung.
Heide Simonis, Vorsitzende von Unicef Deutschland, erklärte, Mädchenbildung zahle sich doppelt aus. »Selbstbewusste Mädchen, die zur Schule gehen, können sich eher aus Abhängigkeit und Unterdrückung befreien. Und sie tragen entscheidend zur sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung ihres Landes bei«, sagte die SPD-Politikerin und frühere schleswig-holsteinische Ministerpräsidentin. (AP)

Aus GEA vom 08.09.07

Letzte Änderung: 21.11.2007