AZUBIS WERDEN AUSGENUTZT

02.10.2007 Der aktuelle »Ausbildungsreport 2007« des DGB belegt, dass viele Betriebe ihre Azubis ausnutzen statt ausbilden.

Über 4 000 Auszubildende in den 25 wichtigsten Berufen hat der
DGB befragt. Die Ergebnisse sind alarmierend - gerade in Zeiten, in denen zunehmend Facharbeiter fehlen. So gaben 42 Prozent der Auszubildenden an, dass sie regelmäßig Überstunden leisten müssen. Im vergangenen Jahr lag
der Anteil noch bei 34 Prozent. Für den DGB sind die Überstunden
ein Anzeichen, dass vor allem Ausbildungsinhalte vernachlässigt werden. »Auszubildende sind nicht dazu da, Auftragsspitzen abzufangen«, warnt die stellvertretende Vorsitzende Ingrid Sehrbrock. Dass die Qualität der
Ausbildung zu wünschen übrig lässt, zeigt auch die oft unzulängliche
Anleitung. Fast jeder dritte Azubi gab an, nur »manchmal«, »selten« oder »nie« angeleitet zu werden.
AEVO wieder in Kraft setzen
Angesichts der Mängel verlangt der DGB, die frühere Ausbildereignungsverordnung (AEVO) umgehend wieder in Kraft zu setzen. Die AEVO war vor vier Jahren ausgesetzt worden, weil sie angeblich
Betriebe vom Ausbilden abhielten.
»Unverantwortlich«, kritisiert Ingrid Sehrbrock diesen Verzicht auf
Qualitätsstandards, »Ausbilderinnen und Ausbilder müssen mehr können als ihren Beruf. « Beim Ranking der untersuchten Ausbildungsberufe
schnitten Industriemechaniker am besten ab. »Wer sich für diesen Beruf entscheidet, hat gute Chancen, dass fachliche Anleitung, Ausbildungsinhalte
und Vergütung stimmen«, lobt der DGB-Report.
Dafür fanden sich bei IT- Systemspezialisten, Fachinformatikern und Elektronikern unverhofft Defizite. Vor allem Fachinformatiker beklagten die mangelnde fachliche Anleitung. Folglich landeten diese Berufe nur im Mittelfeld statt in der Spitze wie im vergangenen Jahr. Über einen Platz im Mittelfeld ist auch der Kfz- Mechatroniker nicht hinausgekommen. Grund:
Viele Azubis berichteten von Überstunden und ausbildungsfremden
Tätigkeiten.
Dass viele Auszubildende angesichts solcher Mängel nicht gerade
optimistisch sind, wundert da kaum. Nur 16,8 Prozent der befragten
Auszubildenden rechnen nach der Ausbildung mit einer Übernahme.
Ein Jahr zuvor waren es noch 22 Prozent. »Der Aufschwung
scheint sich nicht gerade positiv auf die Situation der Auszubildenden
auszuwirken«, analysiert DGB - Vorstandsmitglied Sehrbrock die
Missstände. »Sie müssen mehr arbeiten und ihre Zukunftsperspektiven
bleiben ungewiss. «
direkt Nr. 17

Letzte Änderung: 21.11.2007