Debatte über Frauenpolitik

11.10.2007 Einigkeit über das Ziel, nicht über den Weg

Über die Sachlage waren sich die Redner im Landtag einig: Frauen haben noch immer schlechtere Berufschancen als Männer. Wie sich das ändern soll, wurde nicht klar.
Die Chancen von Frauen in Ausbildung, Beruf und Wissenschaft müssen nach übereinstimmender Auffassung aller Landtagsparteien vergrößert werden. Beim so genannten Frauenplenartag des Landtagsparlaments gingen gestern aber die Meinungen darüber auseinander, wie eine größere Chancengleichheit zwischen den Geschlechtern zu erreichen sei.
Die Oppositionsparteien SPD und Grüne beklagten, es bestünden noch immer erhebliche Defizite bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie bei der Kinderbetreuung. Sozialministerin Monika Stolz (CDU) räumte zwar einen Nachholbedarf ein, betonte aber, dass Frauen auf dem Arbeitsmarkt heute bereits deutlich größere Chancen hätten als früher.
Die CDU-Abgeordnete Andrea Krueger mahnte, dass nur jede siebte Frau mit Abitur oder Hochschulabschluss eine entsprechend qualifizierte Stelle bekomme. Bei den Männern erreiche dies jeder vierte. Existenzgründerinnen täten sich schwer, von den Banken Kredite zu bekommen.
SPD-Fraktionschefin Ute Vogt beklagte, dass der Frauenanteil unter Professoren lediglich zwischen 10 und 15 Prozent liege. Das sie umso bedenklicher, weil die Quote der Abiturientinnen etwa 50 Prozent betrage. Vogt warf Stolz überdies vor, sie verhindere, dass Zeiten für die Pflege von Angehörigen ausreichend angerechnet werden. Damit werde ein menschenwürdiger Umgang mit älteren Menschen auf die Frauen abgewälzt.
Die Grünen-Abgeordnete Edith Sitzmann forderte, die Landesbehörden sollten bei der Besetzung leitender Stellen mit Frauen mit gutem Beispiel vorangehen. In Baden-Württemberg seien nur 18 Prozent der Führungspositionen in weiblicher Hand. Besonders gering sei der Frauenanteil in der Polizeiführung. Dort gebe es im gehobenen Dienst nur 1,1 Prozent und im höheren Dienst 5,7 Prozent Frauen.
Birgit Arnold (FDP) erklärte, Frauen bewältigen häufig das größere Arbeitvolumen bei schlechterer Bezahlung und nähmen zugleich mehr Teilzeit Stellen an. Bei der Aufgabenteilung in Familie und Beruf müssen auch die Männer ihre Verantwortung wahrnehmen:
"Ich wünsche mir eine Gesellschaft, in der es selbstverständlich ist, dass sich auch junge Männer fragen: Wann nehme ich eigentlich meine Babypause?"
Südwestpresse, 11.10.07

Letzte Änderung: 21.11.2007