Moderne Sklaverei

10.11.2007 Gegen das Verbrechen ist die Lobby der Frauen schwach

"Agentur Glück sucht junge, hübsche Frauen für bestens bezahlte Tätigkeit im Ausland." So werden Frauen aus Osteuropa unter anderem nach Deutschland gelockt. Eine Ausstellung im Stuttgarter Rathaus informiert jetzt über Zwangsprostitution.
Rund 500 000 Frauen werden pro Jahr in Europa zur Prostitution gezwungen, schätzen Hilfsorganisationen.
Eine davon ist Andrea aus einem Vorort von Bukarest. Sie verließ ihre Heimat in dem Glauben, als Pflegekraft für eine deutsche Familie arbeiten zu können. Stattdessen musste sie Freier empfangen, den Pass hatte man ihr schon bei der Fahrt abgenommen.
"Nicht immer ist für die Frauen erkennbar, dass sie im Rotlichtmilieu landen werden", so die Ethnologin (Ethnologie - Völkerkunde) Juliane von Krause in ihrem Eröffnungsvortrag. Ein Projekt, das in der Ausstellung vorgestellt wird, ist deshalb ein Aufklärungsprojekt für junge Mädchen in Weißrussland.
In der Ausstellung geht es um die Handelswege der "menschlichen Ware", um die Gewinne, die mit diesem illegalen Geschäft gemacht werden, um Sextourismus und die rechtlichen Grundlagen.
"Frauenhandel ist die moderne Form der Sklaverei", so Sozialbürgermeisterin Gabriele Müller-Trimbusch. 2005 wurde die Schau erstmals in Tübingen gezeigt. Der Erfolg war so groß, dass inzwischen zwei dieser Ausstellungen durch Deutschland touren. Konzipiert wurde sie vom Verein Terre de Femmes in Zusammenarbeit mit der Städtischen Stabstelle für Chancengleichheit und dem Fraueninformationszentrum FIZ.
"Gegen das gut organisierte Verbrechen ist die Lobby der Frauen schwach", so von Krause. "Es ist wichtig, sich zu engagieren."
In Stuttgart hatte sich zu Füßballweltmeisterschaft ein Aktionsbündnis gegen Zwangsprostitution gebildet. Bei der bundesweiten Freier-Hotline, die damals bekannt gemacht wurde, hatten sich mehr al 40 000 Männer gemeldet.
Südwestpresse, 08.11.07

Letzte Änderung: 21.11.2007