Rubensfrau als neues Schönheitsideal

Vorschaubild

14.12.2007 Mit prominenten Galionsfiguren startete die Bundesregierung gestern eine Kampagne gegen Magersucht

"Leben hat Gewicht" lautet das Motto einer neuen Kampagne der Bundesregierung gegen Schlankheitswahn, die im Bundesgesundheitsministerium vorgestellt wurde. Nun sollen nicht nur Fettleibigkeit, sondern auch Magersucht in einen Aktionplan zur Prävention von Fehlernährung aufgenommen werden, der mit den Ländern erarbeitet und im Frühjahr 2008 beschlossen werden soll.
Gesundheitsministerin Schmidt sieht in Esstörungen, unter denen in Deutschland etwa 1,4 Millionen junge Menschen - vor allem Frauen - leiden, ein ernstes Problem.
Jede zehnte Magersüchtige stirbt an der Krankheit. Deshalb müssten sich Vorbilder aus Mode und Werbung ändern. Für Familienministerin von der Leyen geht das nicht weit genug: Notfalls müsse man gegen die Propagandisten (der Werbung betreibt)des Schlankeitswahns vorgehen, sagte sie - zum Beispiel durch Verbote entsprechender Internetseiten.
Vor allem mänliche Modemacher ließen sich bei ihren Entwürfen wenig einfallen, und versuchen die Kleider durch den Einsatz extremer Körper spannender erscheinen zu lassen, sagte Designerin Jette Joop.
"In meinem Unternehmen gibt es nie Fotos von Mädchen, die deutlich krank sind", betonnte sie. Zwar sorgten Kleider an besonders dünnen Körpern für mehr Aufmerksamkeit, sie selbst habe dürre Figuren noch nie hübsch gefunden. "Und ich kenne auch keinen Mann, der das besonders attraktiv findet".
Keine geringere als Alice Schwarzer hatte die Initiative mit ins Rollen gebracht. Die Feministin bekannte:
"60, 70, 80 Kilo sind viel schöner als abgemagert. Dürr sein darf nicht länger als schick gelten".
Der Schlankheitswahn sei noch vor dem Missbrauch von Drogen wie Alkohol und Heroin die häufigste Sucht bei Frauen. In der westlichen Welt hungerten sich viele zu Tode, dürr sein müsste daher ein Schock sein, forderte Schwarzer.
Scharfe Kritik an der Kampagne kam vom Zentralverband der Deutschen Werbewirtschaft, der die Aktion als populistisch (vorteihaftes Handeln um die Massen für sich zu Gewinnen) und verlogen bezeichnete. Der Werbung werde alles Schlechte in die Schuhe geschoben, sagte der Sprecher des Verbandes, Volker Nickel.
Südwestpresse, 14.12.07

Letzte Änderung: 19.02.2008