Tarif-Krach bei REFU in Metzingen

Warnstreik

29.04.2008 Am Mittwoch, den 30.04.2008, 10:00 Uhr erlebt das traditionelle Metzinger Unternehmen REFU Elektronik GmbH den ersten Warnstreik seiner Geschichte.

Es brodelt bei den Beschäftigten - Die Zeichen stehen auf Sturm!

2004 erhielten die Beschäftigten bei REFU ihre letzte Lohnerhöhung und wurden von der allgemeinen Einkommensentwicklung abgehängt, weshalb die IG Metall Ende 2007 den Abschluss eines Tarifvertrags für die inzwischen im PRETTL-Konzern befindliche Firma forderte.

Den Informationen der IG Metall zur Folge, handelt es sich um die ersten Tarifverhandlungen bundesweit im PRETTL-Konzern.

Bei der sechsten Verhandlung legten die Arbeitgebervertreter ein im Prinzip akzeptables Angebot vor, das die IGM für ein abschließbares Ergebnis hielt.

Im Kern hätte das bedeutet, dass der Großteil der Tarifverträge der Metall- und Elektroindustrie Südwürttemberg-Hohenzollern Anwendung gefunden hätte. Darüber hinaus wollte die Geschäftsführung den Sprung auf die aktuelle Lohn- und Gehaltstabelle vollziehen, welche zum Teil auf eine betriebliche "freiwillige Zulage" angerechnet werden sollte. Eine weitere Kostenkompensation wollte sich die Firma über eine zuschlagsfreie bezahlte Mehrarbeit bis Ende 2009 in der Höhe von 2 Std. pro Woche, und dem Ausschluss weiterer Entgelterhöhungen bis Ende 2009 holen.

Am Folgetag der Verhandlung behauptete die Personalreferentin von Refu plötzlich, dass nie die Rede von einer "bezahlten Mehrarbeit" in diesem Sinne war. Auch der Rechtsanwalt der Firma, der zunächst das selbe Verständnis, wie die Arbeitnehmerseite als Verhandlungsbeauftragter der Firma hatte, änderte nach einer Unterredung mit der Arbeitgeberseite seine Erinnerungen über das Angebot aus den Verhandlungen.

Am 23.04.2008 beschloss die Mitgliederversammlung der IG Metall bei REFU einstimmig, das veränderte "Neuangebot" nicht zu akzeptieren und notfalls auch zum Mittel des Warnstreiks zu greifen.

Die IG Metall eröffnete der Firma mit Frist bis zum 29.4.2008, 16:00 Uhr die Möglichkeit zum gemachten Angebot zurückzukehren, um eine öffentliche Auseinandersetzung abzuwenden.

Diese Möglichkeit wurde nicht wahr genommen, weshalb die IG Metall zum Warnstreik aufruft.

Der Verhandlungsführer der IG Metall, Michael Bidmon, wertet die Haltung der Arbeitgeberseite als Affront gegen die Beschäftigten:

"Wenn wir nicht mehrere Male ein gemeinsame Verständigung über die Art des Angebots von Arbeitgeberseite über Rechenformeln und Nachfragen mit eindeutigen Antworten der Gegenseite hergestellt hätten, würde ich ein Missverständnis einräumen. Im vorliegenden Fall ist aber kein Interpretationsspielraum vorhanden!"

"Wenn wir uns über nahezu ein halbes Jahr auf Verhandlungen einlassen, die anständig und vernünftig geführt wurden und dann so vor den Kopf gestoßen werden, ist es Zeit die Karten neu zu mischen!", so Bidmon weiter.

Hintergründe zum Unternehmen REFU Elektronik GmbH:

Als ehemaliges Familienunternehmen wurde REFU zum 1. Januar 2000 an Mannesmann Rexroth (später Bosch Rexroth) verkauft und blieb eines der wenigen Unternehmen im Boschkonzern ohne Tarifbindung.
Mit Wirkung zum 1.9.2004 veräußerte Bosch Rexroth die Firma REFU über eine "Mittlerfirma" in Ungarn an den PRETTL-Konzern, was Anfangs immer abgestritten wurde, später jedoch klar zu Tage trat und heute unbestritten ist.

Im Laufe der Jahre übten die Beschäftigten über mehrere Personalabbauphasen und Verzichte in beachtlicher Höhe zur Unterstützung für den Fortbestand des Unternehmens aus, das inzwischen als gesundes, innovatives und hochwertiges Unternehmen mit Top-Auftrags- und Gewinnaussichten am Markt steht.

Insider bestätigen inzwischen die Vermutungen, dass sich PRETTL den Kaufpreis inzwischen locker wieder refinanziert hat und unterstützen die Forderung nach einem Tarifvertrag der Beschäftigten, die heute zum Teil noch bis zu 25% unter dem tariflichen Niveau bezahlt werden.

Der Gewerkschafter Bidmon zum "Erstangebot" vom vergangenen Mittwoch: "Auch nach einem Tarifabschluss in der zuerst angebotenen Form würde für viele Beschäftigte eine erhebliche Lücke zum Tarifvertrag bestehen. Diese Lücke wäre aber im Hinblick auf das Gesamtpaket eine akzeptable Lösung aus der Sicht unserer Mitglieder. Wir hätten diesen Weg im Sinne unserer Mitglieder mitgemacht. Nun sind die Karten neu gemischt!"

Anhänge:

Aufruf zum Warnstreik 30.4.08

Aufruf zum Warnstreik 30.4.08

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Flugblatt "Wortbruch?"

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Letzte Änderung: 29.04.2008