Bericht der Bundesärztekammer

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03.06.2008 Für 1717 Ärztefehler gab es Schadensersatz

Mehr als 10.000 Patienten haben 2007 ärztliche Schlichtungsstellen wegen vermuteten Behandlungsfehlern angerufen. Das seien 1,5 Prozent mehr gewesen als im Vorjahr, teilte die Bundesärztekammer mit. Weitere 30.000 Beschwerden seien schätzungsweise bei Gerichten, Krankenkassen und Haftpflichtversicherern eingegangen. Wie viele Fehler es insgesamt gab, sei unbekannt.

In rund zwei Dritteln der ihnen vorgelegten Fälle entschieden die ärztlichen Schlichtungsstellen. Bei 2095 Patienten wurden in den außergerichtlichen Schiedsverfahren Fehler der behandelnden Ärzte festgestellt. 1717 von ihnen hatten in der Folge gesundheitliche Schäden erlitten, deshalb wurde ihnen der Anspruch auf Schadensersatz zugesprochen.

Viele Fehler bei Behandlung von Knochen und BrustkrebsDie meisten der gemeldeten Fehler hatten Ärzte nach Angaben der Bundesärztekammer bei der Behandlung von Hüft- und Kniegelenken, Arm- und Beinbrüchen sowie Brustkrebs gemacht. "Jeder Fall ist einer zu viel", sagte Andreas Crusius, Vorsitzender der ständigen Konferenz der Gutachterkommissionen und Schlichtungssteller der Ärzte.

Dennoch betonte er, dass die erfasste Fehlerquote mit 0,06 Prozent sehr klein sei. Immerhin wird von rund 400 Millionen Arztkontakten in der Praxis und 17 Millionen Behandlungsfällen in Kliniken ausgegangen.

Hohe Dunkelziffer vermutet

Verbraucherschützer gehen allerdings von einer hohen Dunkelziffer aus. "Was die Schlichtungsstellen veröffentlichen, ist nur die Spitze eines Eisberges", sagte Stefan Etgeton, Gesundheitsexperte des Bundesverbands der Verbraucherzentralen, der "Frankfurter Rundschau".

Viele Behandlungsfehler würden gar nicht erst begutachtet, "weil es schwer ist, zweifelsfrei festzustellen, dass ein Fehler vorliegt". Auch berichteten viele Patienten, dass es ganz schwierig sei, unabhängige Gutachten zu bekommen, sagte Etgeton.
Tagesschau, 03.06.2008

Letzte Änderung: 03.06.2008