Saudi-Arabien beruft OPEC-Konferenz ein

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11.06.2008 Kein Interesse an astronomischen Preisen

Der weltweit größte Ölförderer Saudi-Arabien ist besorgt über den hohen Ölpreis. Zwar lässt dieser mehr Geld in die Kassen fließen, jedoch fürchten die Saudis die Konkurrenz erneuerbarer Energien. Das Königreich ruft deswegen OPEC-Staaten und Abnehmerländer zu einem krisengipfel, der noch vor September stattfinden soll.

Nicht gegen,- sondern miteinander, so könnte man das Motto der geplanten Konferenz formulieren. Die OPEC und ihre Kunden wollen gemeinsam nach Wegen suchen, um den Anstieg des Ölpreises aufzuhalten. Dass ausgerechnet Saudi-Arabien diese Konferenz vorschlägt, ist kein Zufall: Das Königreich ist der einzige OPEC-Staat, der genügend Kapazitäten hat, um die Fördermenge jederzeit zu erhöhen und damit den Markt zu entlasten.

Gerücht vom Ende der Ölreserven

Und das wird auch noch eine Weile so bleiben, sagt der amerikanische Wirtschaftswissenschaftler Daniel Yergin: "Saudi-Arabien hat eine Kapazität von elf bis zwölfeinhalb Millionen Barrel täglich und derzeit gibt es Pläne, sie noch weiter auszubauen." Zwar würden sie heutzutage keine Riesen-Ölfelder mehr entdecken wie das von Gawar, das die saudische Öl-Produktion überhaupt begründet hat. "Aber diese Region ist nach wie vor eine der Hauptquellen für wachsende Kapazitäten - ähnlich wie die ehemalige Sowjetunion, Westafrika, Brasilien und Kanada."

Trotz dieser Erkenntnis treibt das Gerücht vom Ende der Ölreserven in regelmäßigen Abständen den Preis nach oben. Denn längst bestimmen nicht nur Angebot und Nachfrage die Summe, für die in New York oder Rotterdam ein Fass Rohöl den Besitzer wechselt. Politische Krisen, wie der Atomstreit mit dem Iran, und Spekulationen über fehlende Kapazitäten sind mindestens genau so wichtig geworden.

Begrenzte Raffinerie-KapazitätenZwar könnten die Saudis ihre tägliche Fördermenge problemlos von derzeit 9,4 auf 11 Millionen Barrel erhöhen, doch das allein senkt nicht automatisch den Preis. Denn das Rohöl muss ja erst noch raffiniert werden, erklärt Manouchehr Takin vom Zentrum für globale Energiestudien in London: "Die Kapazitäten der weltweiten Öl-Raffinerien sind begrenzt." Es gebe nicht viele Raffinerien, die dastehen und darauf warten, dass Öl ankommt. Selbst wenn mehr Rohöl auf dem Markt sei, so Takin, könne es nicht verarbeitet werden. "Diese begrenzte Zahl der Raffinerien trägt ebenfalls zum hohen Ölpreis bei."

Konkurrenz von Biosprit und alternativen Energien

Einen globalen Fonds für die Investition in Raffinerien fordert daher der saudische Wirtschaftsexperte Ibrahim alMutrif. Es würden zunehmend leichte Produkte wie Benzin und Diesel nachgefragt, sagt Mutrif, während der Verbrauch von Schweröl prozentual zurück gehe. Ein Grund hierfür sind weltweit schärfere Umweltauflagen, die dem Rohöl um so gefährlicher werden, desto höher sein Preis steigt. Denn je teurer das Öl wird, desto eher rechnen sich alternative Energien. Wirtschaftswissenschaftler Yergin erklärt, die hohen Ölpreise hätten zahlreiche Aktivitäten angeregt, darunter gewaltige Investitionen in die Forschung: "Milliarden von Dollar fließen in die Entwicklung von Biosprit und alternativen Energien, so was hat es noch nie gegeben."

Hier fürchten die Saudis um ihre Kunden. Denn wer einmal auf Wasser, Wind oder Sonne umgestellt hat, der kauft nicht in zwei Jahren wieder Öl, selbst wenn es bis dahin wieder billiger werden sollte. Also finanziert das Königreich mit seinen Mehreinnahmen die Erschließung neuer Felder, auch dort, wo die Förderung komplizierter und teurer ist. Den Überschuss allerdings investieren die Ölmultis in andere Wirtschaftszweige und in die Forschung. Für den Fall dass die Zeit nach dem Öl doch irgendwann anbricht.

Tageschau,11.06.2008

Letzte Änderung: 11.06.2008