Leichte Erholung für SPD

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13.06.2008 Mehrheit für alte Pendlerpauschale

Wer bisher auf dem Weg zur Arbeit nur eine kurze Strecke fährt, hat Pech - finanziell gesehen. Denn bei den ersten 20 Kilometern greift die Pendlerpauschale nicht. Wenn es nach der Mehrheit der Befragten geht, soll sich das in Zukunft wieder ändern.

Das Verhältnis der beiden Regierungsparteien CDU/CSU und SPD hat sich aus Sicht der Befragten im Laufe der Legislaturperiode zunehmend verschlechtert. Jetzt bezeichnen es 68 Prozent als schlecht und nur noch 24 Prozent als gut (weiß nicht acht Prozent). Zwischen CDU und CSU sprechen 48 Prozent von guten und 40 Prozent von schlechten Beziehungen (weiß nicht: zwölf Prozent). Unstimmigkeiten gibt es zwischen den Schwesterparteien unter anderem beim Thema Pendlerpauschale.

Mehrheit für alte Pendlerpauschale

Eine große Mehrheit der Befragten hat zu diesem Thema aber eine klare Meinung: Sie wünscht sich eine Rücknahme der Kürzung. 85 Prozent sind - über die Parteigrenzen hinweg - dafür, dass die Kosten für den Weg zur Arbeit wieder ab dem ersten Kilometer steuerlich berücksichtigt werden, zwölf Prozent sind dagegen (weiß nicht: drei Prozent).

Kommt die alte Pendlerpauschale wieder zurück?

Die Bewertung der konkurrierenden Ziele Steuersenkung einerseits und ausgeglichener Haushalt andererseits hat sich in den letzten Wochen etwas verschoben: Fand es Anfang Mai eine knappe Mehrheit von 50 Prozent wichtiger in Zukunft keine neuen Schulden mehr zu machen als die Steuern zu senken (45 Prozent; weiß nicht: fünf Prozent), so räumen jetzt 51 Prozent Steuersenkungen den Vorrang vor der Haushaltskonsolidierung (43 Prozent) ein (weiß nicht: sechs Prozent).

Der Preisanstieg ist im Geldbeutel spürbar - Preisanstieg wichtigstes Problem

Von der positiven wirtschaftlichen Entwicklung haben die meisten Befragten aus ihrer Sicht persönlich nicht profitiert. Nur sechs Prozent meinen, dass sich ihre wirtschaftliche Lage dadurch sehr stark (ein Prozent) oder stark (fünf Prozent) verbessert habe, 26 Prozent sprechen von nicht so starken Verbesserungen und bei 67 Prozent kommt nach eigenen Angaben der Aufschwung gar nicht an.

Die Preissteigerungen der letzten Wochen machen sich umgekehrt für die Befragten aber sehr wohl bemerkbar: 84 Prozent geben an, dass sie die gestiegenen Preise sehr stark (45 Prozent) oder stark (39 Prozent) spüren, für 14 Prozent wirken sich diese nicht so stark aus und für ein Prozent gar nicht. Der Preisanstieg wird mit 47 Prozent der Nennungen - ein Rekordwert im Politbarometer - derzeit vor der Arbeitslosigkeit (37 Prozent) auch als das wichtigste Problem in Deutschland wahrgenommen.

SPD erholt sich wieder

Nach ihrem Einbruch Ende Mai legt die SPD jetzt wieder zu und kommt in der politischen Stimmung auf 27 Prozent (plus sechs). Die CDU/CSU hat aktuell leichte Einbußen, sie liegt mit 40 Prozent (minus zwei) aber weiterhin deutlich vor der SPD. Sowohl die FDP (plus eins) als auch die Linke (minus zwei) und die Grünen (minus eins) erreichen jeweils zehn Prozent.

Wenn schon am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre, würden längerfristige Überzeugungen und Bindungen an die Parteien sowie koalitionstaktische Überlegungen eine etwas größere Rolle spielen. Dies berücksichtigt die Politbarometer-Projektion: Die CDU/CSU käme danach auf 39 Prozent (minus eins), die SPD auf 26 Prozent (plus eins), die FDP erhielte zehn Prozent (plus eins), die Linke weiterhin elf Prozent, die Grünen weiterhin zehn Prozent und die sonstigen Parteien zusammen vier Prozent (minus ein).

Kein Aufstieg, sondern Abstieg: Kurt Beck - Kein Kanzler Beck

Bei der Frage, wer Kanzlerkandidat der SPD werden soll, verliert Kurt Beck an Zustimmung. Nach 15 Prozent vor zwei Wochen sprechen sich jetzt 11 Prozent für den Parteivorsitzenden aus. Dafür erfährt Frank-Walter Steinmeier momentan mehr Unterstützung, ihn wünschen sich 41 Prozent als SPD-Kanzlerkandidaten (Mai II: 37 Prozent) und 31 Prozent wollen "jemand anderen" (Mai II: 30 Prozent; weiß nicht: 17 Prozent; Mai II: 18 Prozent).

Von den SPD-Anhängern ist weiterhin ungefähr ein Fünftel für Kurt Beck (21 Prozent; Mai II: 20 Prozent), Frank-Walter Steinmeier ziehen 37 Prozent vor, das sind deutlich weniger als vor zwei Wochen (46 Prozent). 28 Prozent der SPD-Anhänger wünschen sich jemand anderen (Mai II: 25 Prozent) als SPD-Kanzlerkandidaten, wobei hier wie auch in der Gesamtheit kaum einer der Befragten konkrete Namen nennen kann und 14 Prozent (Mai II: neun Prozent) geben kein Urteil ab.

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Merkel und Steinmeier legen zu
Die meisten der nach Ansicht der Befragten wichtigsten Politikerinnen und Politiker werden im Juni besser bewertet als im Vormonat: So auch Angela Merkel, die die Top Ten weiterhin anführt. Sie kommt auf der Skala von +5 bis -5 jetzt auf einen Durchschnittswert von 1,8 (Mai II: 1,7). Auf Platz zwei liegt Außenminister Frank-Walter Steinmeier mit 1,6 (Mai II: 1,4). Es folgen Peer Steinbrück mit 1,2 (Mai II: 0,9) und Ursula von der Leyen mit 0,9 (Mai II: 0,8).

Auf Platz fünf schließt sich Guido Westerwelle an, er erhält einen Wert von 0,4 (Mai II: 0,3), danach Wolfgang Schäuble ebenfalls mit 0,4 (Mai II: 0,2) und Günther Beckstein mit 0,3 (Mai II: 0,0). Unverändert im Negativbereich bleiben Kurt Beck, der sich mit minus 0,7 (Mai II: minus 0,6) weiter verschlechtert, Gregor Gysi mit minus 1,0 (Mai II: minus 0,9) und Oskar Lafontaine mit minus 1,4 (unverändert).

Infobox
Die Umfragen zum ZDF-Politbarometer ...
... wurden wie immer von der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt. Die Interviews wurden in der Zeit vom 9. bis 11. Juni 2008 bei 1257 zufällig ausgewählten Wahlberechtigten telefonisch erhoben. Die Befragung ist repräsentativ für die wahlberechtigte Bevölkerung in ganz Deutschland. Die Fehlertoleranz bei den großen Parteien beträgt 2,7 Prozentpunkte, bei den kleineren 1,4 Prozentpunkte. Das nächste Politbarometer gibt es am Freitag, den 11. Juli, nach dem heute-journal.

ZDF,13.06.2008

Letzte Änderung: 13.06.2008