Umfrage zum Sprachgebrauch

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14.06.2008 Gossensprache wird salonfähig

Nach Ansicht von zwei Dritteln der Bundesbürger droht die deutsche Sprache "mehr und mehr zu verkommen". In einer Umfrage im Auftrag der Gesellschaft für Deutsche Sprache urteilten 42 Prozent der Befragten, dass sich viele Menschen heute schlechter ausdrücken können als noch vor 20 oder 30 Jahren. Als Ursachen dafür werden unter anderem genannt, dass weniger gelesen und mehr ferngesehen wird. Außerdem wurde bemängelt, dass allgemein weniger Wert auf eine gute Ausdrucksweise gelegt würde.

Tabuwörter werden salonfähig

Gleichzeitig bekannte sich aber ein Großteil dazu, einstige Tabuwörter wie "Idiot" oder "Scheiße" selbst zu verwenden. Demnach benutzen 71 Prozent das Wort "Idiot", "Scheiße" sagen 63 Prozent. Worte wie "Ficken" und "Krüppel" findet allerdings die Mehrheit ärgerlich (59 bzw. 55 Prozent). Vor allem Frauen und Ältere fühlen sich davon abgestoßen. An Anglizismen wie "Kids", "Event" oder "Meeting" haben sich der Umfrage zufolge inzwischen viele Deutsche gewöhnt. Nur noch 39 Prozent, vor allem Ältere ohne Englischkenntnisse, stören sich daran.

Negativ bewertet wird die Sprache der Medien und insbesondere auch die Kommunikation per SMS oder E-Mail sowie unverständliche Abkürzungen. Die Befragten sehen aber auch positive Entwicklungen. So findet jeder Dritte, dass der Wortschatz heute größer ist als früher und durch die Arbeit am Computer sogar mehr gelesen und geschrieben wird. 18 Prozent, darunter vor allem viele Jüngere, haben sogar den Eindruck, dass die deutsche Sprache vielseitiger und lebendiger geworden ist.

Sächsisch äußerst unbeliebt

Mundart wird noch von jedem Zweiten gesprochen, mit leicht abnehmender Tendenz. Am beliebtesten bleiben Bayerisch und norddeutsches Platt. Dagegen hat sich die verbreitete Abneigung gegen Sächsisch noch verstärkt. 54 Prozent der Befragten mögen diesen Dialekt überhaupt nicht.

Rythmus oder Rhythmus?

Schwierigkeiten haben viele Deutsche mit den schriftlichen Feinheiten der Sprache. So können die meisten das Wort "Rhythmus" nicht richtig buchstabieren. 64 Prozent schrieben den Ausdruck falsch. An der Rechtschreibung des Wortes "Satellit" scheiterten 52 Prozent. 39 Prozent wussten nicht, wie "Lebensstandard" buchstabiert wird. Doch laut der Gesellschaft für Deutsche Sprache verbirgt sich dahinter keine negative Entwicklung: So hätten die Deutschen schon immer mit derart komplizierten Wörtern zu kämpfen gehabt. Im Vergleich zu 1998 nahm die Treffsicherheit beim Buchstabieren von "Rhythmus" und "Lebensstandard" sogar zu.

Für die Erhebung befragte das Institut für Demoskopie Allensbach im Auftrag der Gesellschaft für Deutsche Sprache Anfang April dieses Jahres knapp 2000 repräsentativ ausgewählte Personen ab 16 Jahren.

Tagesschau.14.06.2008

Letzte Änderung: 14.06.2008