Milchbäuerinnen beenden Hungerstreik

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17.05.2009 Milchbäuerinnen vor dem Berliner Kanzleramt ist nach fünf Tagen zu Ende.

Der Hungerstreik von sechs Die Frauen begründeten ihre Entscheidung am Sonntag mit der Verantwortung für ihre Familien und der Verschlechterung des eigenen Gesundheitszustands. "Wir setzen unsere Gesundheit nicht aufs Spiel für die Kanzlerin", sagte eine der Streikenden, die Bäuerin Steffi Butscher aus Fronreute im Allgäu.

Menschenkette gegen Preisverfall

Auch der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) hatte den Streikenden zu einem Ende ihrer Aktion geraten. "Das Leben muss weitergehen", erklärte der BDM-Vorsitzende Romuald Schaber am Rande einer Kundgebung, zu der sich in Berlin rund 300 Milchbauern versammelt hatten. Sie stellten sich mit einer Menschenkette gegen den Preissturz an den Milchmärkten.

Schaber forderte die Bundesregierung auf, sich auf europäischer Ebene für eine Begrenzung der produzierten Milchmenge einzusetzen. Sollte sie bis Juni keine entsprechenden Schritte unternehmen, rief er dazu auf, bei den Europawahlen gegen die regierenden Parteien zu stimmen. Auch der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) rief dazu auf, für Parteien zu stimmen, die für eine Begrenzung der Milchquote sind. Ein höherer Milchpreis für die Bauern sei die "Voraussetzung, um den Naturschutz in der Landwirtschaft voranzubringen", sagte Agrarexpertin Reinhild Benning.

40 Cent pro Liter gefordert

Die Milchbäuerinnen hatten mit ihrem Hungerstreik vor dem Amtssitz von Bundeskanzlerin Angela Merkel gegen die niedrigen Milchpreise protestiert. Mit der Aktion wollten sie einen Krisengipfel bei Merkel durchsetzen, um Maßnahmen gegen den Preisverfall zu finden. Sie fordern eine Erhöhung des Milch-Abgabepreises auf 40 Cent pro Liter. Vize-Regierungssprecher Thomas Steg hatte bereits am Freitag erklärt, dass ein Treffen mit Merkel nicht vorgesehen sei. Die Positionen der Bäuerinnen seien der Regierung aber bekannt. Allerdings seien ihre Forderungen politisch nicht sinnvoll und in Europa nicht mehrheitsfähig.

Der Präsident des Deutschen Bauernverbands, Gerd Sonnleitner, distanzierte sich von der Protestaktion. "Solche Aktionen sind nicht Stil des Bauernverbands", sagte er der "Süddeutschen Zeitung". Die Lage sei zwar dramatisch, aber die Milchbauern dürften nicht die Augen vor der Wahrheit verschließen. Auch auf dem Milchmarkt herrschten zunehmend die Gesetze des Marktes.

"Wir gehen flächendeckend den Bach runter"

Nach Ansicht von Schaber haben die Molkereien "die alleinige Schuld" an den bröckelnden Preisen. Obwohl es sich in vielen Fällen um bäuerliche Genossenschaften handle, verweigerten sich die Molkereien seit Monaten einer Senkung der Milchmengen, kritisierte Schaber im Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". Im Moment sei einfach zu viel Milch auf dem Markt, was zum Preissturz führe und die Milchbauern vor große Probleme stelle: "Wir gehen flächendeckend den Bach runter."

tagesschau,17.05.2009

Letzte Änderung: 17.05.2009