Wer ist am ärmsten?

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19.05.2009 Armutsatlas vorgestellt

Die ärmste Region in Deutschland ist laut EU-Definition Vorpommern. Dort leben 27 Prozent der Bürger auf oder unter der Armutsschwelle. Das geht aus dem erstmals veröffentlichten Armutsatlas des Paritätischen Gesamtverbands hervor. Dieser basiert auf Daten des Statistischen Bundesamts. Als arm gilt in der EU, wem weniger als 60 Prozent des mittleren nationalen Einkommens zur Verfügung stehen.

Der Auswertung (Stand: 2007) zufolge liegen die Armutsquoten in Ostdeutschland nach dieser Definition deutlich über jenen im Westen: In den Ost-Bundesländern zwischen 17,5 Prozent in Berlin und Brandenburg und 24,3 Prozent in Mecklenburg-Vorpommern.

Der Süden steht am besten da

Die wenigsten Armen im Vergleich zur nationalen Ebene leben im Süden Deutschlands: In Baden-Württemberg und Bayern beträgt die Armutsquote demnach im Durchschnitt zehn und elf Prozent. Im Bundesmittel liegt sie bei 14,3 Prozent. Die Region Schwarzwald-Baar-Heuberg steht mit einer Armutsquote von 7,4 Prozent bundesweit am besten da.

Für Hauptgeschäftsführer Ulrich Schneider zeigt die Auswertung, dass "Deutschland sozial zerrissen ist". Von einheitlichen Lebensverhältnissen könne keine Rede sein. Um Armut wirkungsvoll bekämpfen zu können, dürften Fördermittel "nicht mit der Gießkanne verteilt" werden.

Stadtstaaten als eigentliche Problemkinder?

Deutlich anders stellt sich die Lage aber bei einer anderen Berechnung des Statistischen Bundesamts dar - wenn nicht 60 Prozent mittleren Einkommens auf Bundesebene, sondern auf der jeweiligen regionalen oder Landesebene zugrunde liegen: Dies berücksichtigt etwa die stark voneinander abweichenden Lebenshaltungskosten. Die Unterschiede zwischen den Armutsquoten der Ländern fallen nach dieser Berechnung deutlich geringer aus, auch ihre Reihenfolge verändert sich stark.

Bei den aus dieser "regionalen Perspektive" ermittelten Armutsquoten wiesen Hamburg mit 16,8 Prozent und Bremen mit 15,2 Prozent die höchsten Werte auf. Für Thüringen mit 12,9 Prozent und wiederum Baden-Württemberg mit 13 Prozent ergaben sich die niedrigsten Werte. Der Wohlfahrtsverband kritisierte diese Ergebnisse des Statistischen Bundesamtes allerdings als "realitätsfern".

tagesschau,18.05.2009

Letzte Änderung: 19.05.2009