Huber: Längere Kurzarbeit

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05.11.2009 IG-Metall-Chef bietet Sanierungstarifverträge für bedrohte Betriebe

Die IG Metall fordert von der neuen Bundesregierung, die Kurzarbeit auf 24 Monate zu verlängern. Darüber hinaus sollen befristete Subventionen innovativen Unternehmen ein Überleben sichern.

Böblingen Die IG Metall will dafür kämpfen, dass keine weiteren Arbeitsplätze in der Metall- und Elektroindustrie verloren gehen. "Keine Entlassungen in der Krise - das ist und bleibt unsere Losung", sagte der IG-Metall-Chef Berthold Huber auf einer Aktionskonferenz in Böblingen. "Wir brauchen die Arbeitgeber und die Politik mit im Boot", sagte Huber. Unnötigen Ballast könne man jetzt nicht brauchen.

Um die derzeitige Misere zu lösen, ist die IG Metall bereit, auf höhere Gehälter oder Weihnachtsgeld zu verzichten. "Wir helfen, indem wir in befristeten Sanierungstarifverträgen Entgeltverzichte und damit Kosten- und Liquiditätsersparnisse vereinbaren", sagte Huber. Als Gegenleistung forderte er, dass die Gewerkschaft mitbestimmen darf, wie das Geld der Beschäftigten verwendet werden soll: "Wenn wir Opfer bringen, wollen wir ein Mitspracherecht und keinen kahlen Handschlag haben."

Huber appellierte an die Unternehmen, auch in der Krise junge Leute auszubilden. Längere Kurzarbeit bis ins Jahr 2010 soll den drohenden Verlust von rund 600 000 Arbeitsplätzen verhindern. Hierfür wolle sich die Gewerkschaft bei der Regierung und in den Betrieben stark machen, sagte Huber. Falls das Ansinnen auf Widerstand stoße, werde man Druck ausüben: "Wir werden nicht zulassen, dass Politik und Arbeitgeber abtauchen, wenn es um die Rettung von Betrieben und Beschäftigten geht."

Der baden-württembergische Bezirksleiter, Jörg Hofmann, forderte zudem, dass der Gesetzgeber die Sozialbeiträge während der Kurzarbeit erstattet und die Qualifizierung der Beschäftigten fördert. "Nur wenn wir den Unternehmen die Instrumente an die Hand geben, können und werden diese planen, mit der Belegschaft durch das nächste Jahr zu kommen", sagte er.

Staatliche Gelder für Betriebe mit zukunftsfähigen Konzepten und guten Produkten sind für Huber ein weiterer Ausweg aus der Krise. Er schlug vor, dass die Regierung mittelständischen Unternehmen finanziell für einen begrenzte Zeit unter die Arme greift. Das Geld dafür solle aus einem "Fonds für öffentliches Beteiligungskapital" kommen. Damit bekämen die Betriebe die nötigen Reserven fürs Überleben. "Wir können Firmen, die im Kern gesund sind, die aber durch die Schnelligkeit und Tiefe der Rezession überfordert sind, nicht untergehen lassen."

KOMMENTAR: Richtige Forderung

Die derzeitigen Hilfen der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW-Bank) reichen nach Meinung der Gewerkschafter nicht aus. "Viele Unternehmen erhalten zu wenig oder zu teure Kredite", sagte Hofmann. Auch die Eigenkapitaldecke schmelze dahin. Für Gewerkschaftschef Huber sind deshalb sogar Unternehmen bedroht, die in ihrem Bereich Technologie- oder Marktführer seien. Allerdings sollen nur gesunde und innovative Unternehmen in den Genuss solcher Gelder kommen. Es könne nicht sein, dass Steuergelder und Löhne für Firmen verbraten werden, "in denen jahrelang viel unterlassen und wenig unternommen wurde".

südwest presse,05.11.2009

Letzte Änderung: 05.11.2009