Gefahr für die Marke mit dem Stern

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01.12.2009 Made in Germany - dieser Stempel hat ein Land, eine Industriegesellschaft und auch Daimler groß gemacht.

KOMENTAR

Gerade im Premiumbereich führt an Autos aus Deutschland kein Weg vorbei, der weltweite Ruf könnte besser nicht sein und gilt auch unvermindert für Daimler, trotz einiger Qualitätspannen in früheren Jahren. Was aber ist dieser Stempel einem Vorstand wert, wenn angesichts immenser Überkapazitäten der Rotstift und die knappe Kalkulation regieren?

Wer amerikanische Autos kauft, genießt bei vergleichbarer Ausstattung gewiss einen satten Preisabschlag - aber er muss auch Qualitätseinbußen hinnehmen, die europäische und speziell deutsche Kunden nicht tolerieren, schon gar nicht im Preissegment einer C-Klasse. Verlegt der Stuttgarter Konzern die Fertigung seines Volumenmodells in die USA, dann gewinnt er natürlich Preisvorteile, rückt mit der Produktion näher an einen wichtigen Teilmarkt und sichert sich angesichts des schwankenden Dollarkurses auch Währungs- und Kalkulationsstabilität für sein meistverkauftes Produkt.

Dann aber riskiert Daimler den guten Ruf des Made in Germany, verwässert ein über Jahrzehnte bewährtes Erfolgskonzept, und düpiert nicht nur seine hochqualifizierte deutsche Belegschaft, sondern riskiert immense Jobverluste auch bei den heimischen Zulieferern.

"Ami-Autos" gelten als eher uninspiriertes Konsumprodukt. Fatal, wenn der Nimbus auf ein so emotional besetztes Prestigeobjekt wie die Marke mit dem Stern überspränge. Diese "weichen" Kostenrisiken sind jetzt kaum zu kalkulieren, aber sie werden sich eines Tages in der Bilanz abbilden. ANDREAS BÖHME

südwest presse,01.12.2009

Letzte Änderung: 01.12.2009