Heißer Sturm gegen den kalten Wind

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15.12.2009 "Solidarität ist gelebte Demokratie."

Vertreter von fast 50 Firmen aus der ganzen Region waren gestern zu einer Demonstration gegen den geplanten Stellenabbau bei Automotiv Lighting (AL) gekommen.

"Wir zeigen dem italienischen Konzern, dass er nicht einfach so Arbeitsplätze hier in Reutlingen vernichten kann", sagte AL-Betriebsratsvorsitzender Michael Jäger gestern während einer Solidaritätskundgebung in der Tübinger Straße. Vor den Toren von AL hatten sich mehrere hundert Demonstranten versammelt, um sich gegen den Abbau von bis zu 130 Stellen in der Produktion des Scheinwerferherstellers unter italienischer Leitung zu wehren. "Solidarität ist gelebte Demokratie", hatte Jäger den Beschäftigten aus zahlreichen Betrieben der Region zugerufen.

Besonders gefreut hatten sich die Mitarbeiter von ALRT über den Besuch aus Thüringen: In Brotterode steht das zweite Filialwerk der italienischen Firma in Deutschland, dorthin soll ein Teil der Reutlinger Arbeitsplätze verlagert werden. Aber: Bedroht seien laut Gert Bauer, dem Bevollmächtigten der IG Metall Reutlingen-Tübingen, nicht allein die mehr als 100 Arbeitsplätze in der AL-Produktion in Reutlingen. Bedroht sei der gesamte Standort hier vor Ort - und auch der in Brotterode. "Das muss klar sein. Wenn das mal anfängt mit dem Jobabbau, wird es auch weitergehen", so Bauer. Und das mit einer einzigen Begründung: "AL will weiter den Profit steigern auf dem Rücken der Beschäftigten - uns ist der Mensch aber wichtiger als der Profit."

Diese Haltung hatte auch die Bundestagsabgeordnete Beate Müller-Gemmeke in einem Solidaritätsschreiben an die AL-Mitarbeiter bekräftigt: "Es geht um reale Zukunftsängste, weil an jedem Arbeitsplatz auch eine Lebensplanung hängt - häufig eine Familie mit Kinder oder ein Haus, das gerade erst gebaut wurde." Müller-Gemmeke sichert den AL-Beschäftigten ihre Verbundenheit und Unterstützung zu. "Kämpft weiter", forderte sie auf. Alles, was in ihrer Kraft stehe, werde sie versuchen. "Uns weht ein kalter Wind ins Gesicht, wir setzen einen heißen Sturm dagegen", hatte Michael Bidmon von der IG Metall den Demonstranten entgegen gerufen - während im Hintergrund die Rockgruppe AC DC "Hells bells" läuten ließ.

südwest presse,15.12.2009

Letzte Änderung: 15.12.2009