ZF kommt mit 2 blauen Augen durch Krise

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16.12.2009 Autozulieferer erwartet wieder schwarze Zahlen - 2009 brach Umsatz um ein Viertel ein

Obwohl die ZF Friedrichshafen AG in diesem Jahr mit voller Wucht von der Krise getroffen wurde, kam sie mit zwei blauen Augen davon. Der Automobil-Zulieferer gibt sich sogar optimistisch.

Die Nutzfahrzeuge sind ein Sorgenkind von ZF. Unser Bild zeigt die Montage von Nutzfahrzeuggetrieben in Friedrichshafen. Firmenfoto Stuttgart/Friedrichshafen Hans-Georg Härter ist bekannt dafür, dass er nicht allzu viel von Banken hält. "Bei dem, was ich jeden Morgen in der Zeitung lese, bekomme ich das kalte Grausen", sagte der ZF-Chef bei seinem Jahresabschluss-Gespräch. Vielleicht ist das ein Grund, warum der Automobil-Zulieferer so viel Wert darauf legt, finanziell unabhängig zu sein. Von Januar bis April diesen Jahres kam es jedoch zu einem regelrechten Einbruch. Statt 1 Mrd. EUR wie in normalen Monaten wurden nur noch für 400 Mio. EUR Waren und Dienstleistungen verkauft. Folge: Die Liquidität ging zurück.

Das konnte und wollte ZF nicht hinnehmen. Ein Schuldschein-Darlehen wurde aufgelegt - und gut gezeichnet. ZF fragte weitere Kreditlinien bei der Bank nach - und bekam sie bewilligt. Und schließlich beantragte der Autozulieferer noch vorsichtshalber einen von der Kfw-Bank abgesicherten Kredit - der, "oh" Wunder" (so Härter), nach fünf Monaten gutgeheißen wurde. Damit sollen Investitionen abgesichert und die Krise bewältigt werden. Jetzt sei die Liquidität "so grundsolide wie eh und je", sagte der Vorstandschef gestern.

Dies zeigt auch: Die Krise beutelte die ZF Friedrichshafen AG , sie hat sich aber um Lösungen bemüht und unter anderem ein 600-Mio.-EUR-Sparpaket aufgelegt - und war damit erfolgreich. Im kommenden Jahr soll der Umsatz nun wieder auf mehr als 10 Mrd. EUR Umsatz steigen, nachdem er in diesem Jahr um 25 Prozent auf 9,3 Mrd. EUR gefallen war. Auch beim Ergebnis dürfte es wieder aufwärts gehen. In diesem Jahr liegt der Verlust bei 300 bis 400 Mio. EUR; genaue Zahlen gibt es aber erst im Frühjahr.

Marktanteile sollen durch die "Megatrends Energieeinsparung, CO2-Reduktion und Elektrifizierung" gewonnen werden. ZF plant neue Standorte in Indien, den USA und China und erschließt neue Geschäftsfelder wie Fernüberwachung und -Wartung (Telemetrie). Zudem will ZF mit der Wartung und Service von Windkraft-Getrieben dreistellige Millionen-Beträge einnehmen. Bei Baumaschinen sind erste Belebungen auszumachen, bei den restlichen Nutzfahrzeugen gibt es weiter Probleme. "Bis wir wieder zu alter Stärke zurückkehren, wird es 2012 oder 2013", sagte Härter.

Bis zum Ende der Bankenkrise bleibt die Liquiditätssicherung auch künftig wichtigstes Ziel. Das Unternehmen wird umstrukturiert: Vor allem kleinere, unrentable Standorte sollen auch weiterhin vor allem im Ausland geschlossen, zusammengelegt und Bereiche in Richtung Asien verschoben werden. Das Geschäftsfeld Gummi-Metalltechnik wird in die Pkw-Fahrwerkstechnik integriert.

ZF bemüht sich aber weiter, die Stammbelegschaft in Deutschland zu halten. Es könnte sogar einen leichten Personalaufbau geben, vor allem wegen der Stärke in Asien. Die Zahl der Mitarbeiter sank 2009 um 3400 auf 59 900 Beschäftigte.

"Wir wachsen überall, nur nicht in Deutschland", sagte der ZF-Chef. Asien, Indien und selbst Amerika legten zu. Die Situation der Zulieferbranche sieht Härter weiter kritisch. Zwar gebe es genug Geld im Markt, die Konditionen seien aber für viele Zulieferer nicht mehr finanzierbar. Von 400 bis 500 wichtigen Zulieferer für den Konzern mussten 22 aufgeben, 70 seien bedroht.

südwest presse,16.12.2009

Letzte Änderung: 16.12.2009