Streicht Opel weitere Jobs?

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02.02.2010 Betriebsrat sieht den Sanierungsplan mit großer Sorge

Was GM bisher an Ideen zur Sanierung der Tochter Opel vorgelegt hat, stößt beim Betriebsrat auf Missfallen: Nicht nur Fragen der Finanzierung seien offen, womöglich stehe auch weitere Stellenabbau an.

Die Sanierung des angeschlagenen Autobauers Opel könnte deutlich mehr Mitarbeiter ihren Job kosten als bisher bekannt. "Bei den Personalzahlen weisen die Pläne einen Abbau von 2000 Beschäftigten mehr auf als die Zahlen, die vom Management öffentlich genannt werden", teilte der europäische Betriebsrat (EEF) nach Gesprächen mit Opel-Chef Nick Reilly mit. Reilly hatte angekündigt, dass rund 8300 der 48 000 Stellen in Europa wegfallen sollen, die Hälfte davon in Deutschland.

Wie der Betriebsrat weiter mitteilte, will der Mutter-Konzern General Motors (GM) zudem keine zusätzlichen Mittel für die Opel- Sanierung aufbringen. GM beziffert den Finanzierungsbedarf für die Restrukturierung auf 3,3 Mrd. EUR. Davon sollen die europäischen Regierungen 2,7 Mrd. EUR aus Steuergeldern übernehmen.

Nach den Angaben sieht der Sanierungsplan keine Ersatzeinstellungen im Bereich Entwicklung vor, obwohl zahlreiche Beschäftigte in Altersteilzeit gingen und viele neue Projekte zusätzlich bewältigt werden sollten. Entgegen früherer Aussagen solle hingegen der vorgesehene Abbau von etwa einem Drittel der Stellen im Management entfallen. "Im Gegenteil: Es werden neue Führungskräfte eingestellt." Außerdem seien zwar Mitarbeiterbeiträge in Milliardenhöhe geplant, aber keine finanziellen Beiträge des Managements: "Sie wollen sich mit Sonder-Boni bedienen."

Nach den Angaben des EEF sieht GM seinen Sanierungsbeitrag durch die Rückzahlung des Opel-Brückenkredits von 600 Mio. EUR im November 2009 sowie durch einen Vorschuss auf Entwicklungsleistungen über weitere 650 Mio. EUR im Januar als geleistet an. "Nach den vorliegenden Plänen will GM sich nicht mit eigenen Beiträgen an der Restrukturierung beteiligen", kritisierten die Arbeitnehmervertreter.

Am Wochenende war aus Verhandlungskreisen zu hören, die Rechnung von GM dürfte nicht aufgehen. Das Unternehmen werde deutlich tiefer in die eigene Tasche greifen müssen. "Der Eigenanteil von GM ist deutlich zu klein", sagte eine mit den Verhandlungen vertraute Person. Bisher hatte GM seinen eigenen finanziellen Beitrag auf 600 Mio. EUR beziffert.

Arbeitnehmervertreter und Gewerkschaften nannten das Sanierungskonzept "lückenhaft". Es werfe eine Reihe Fragen auf. Neben den Fragen der Personalplanung und der Finanzierung sei unklar, welche Sicherheiten das Unternehmen für den geforderten Arbeitnehmerbeitrag von jährlich 265 Mio. EUR in den kommenden fünf Jahren zu leisten bereit sei. Der Betriebsrat hatte eine Kapitalbeteiligung der Belegschaft gefordert, das lehnt das Management aber ab.

IG Metall spricht von offenem Vertragsbruch

Die IG Metall warf dem Opel-Geschäftsführer Nick Reilly offenen Vertragsbruch vor. Die Gewerkschaft sei unter diesen Umständen nicht bereit, den Sanierungsplan zu unterstützen. "Die Absicht von Opel/Vauxhall, ein neu entwickeltes Opel-Modell nicht mehr in Antwerpen zu produzieren, sondern die Fertigung nach Korea zu verlagern, verstößt offen gegen vertragliche Zusagen", sagte IG-Metall-Chef Berthold Huber. Es sei nicht hinnehmbar, dass die von den Arbeitnehmern geforderten Beiträge für die Finanzierung der Schließungskosten von Standorten missbraucht würden.

südwest presse,02.02.2010

Letzte Änderung: 02.02.2010