ELRING-KLINGER, ERBE, JOMA-POLYTEC

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05.02.2010 Alle Blicke richten sich auf China

Elring-Klinger, Joma-Polytec und Erbe Elektrotechnik: Was verbindet diese drei Unternehmen? Die IHK und der Tübinger Presseclub luden gestern zu einer Journalistenfahrt ein - Überbegriff "Automotive".

Seit Montag hat die Kurzarbeit bei der Elring-Klinger AG ausgedient, die Folgen der weltweiten Wirtschaftskrise sind auch am Dettinger Automobilzulieferer nicht spurlos vorbeigegangen. So erwartet Dr. Stefan Wolf, Vorstandsvorsitzender der Elring-Klinger AG, für das vergangene Jahr einen Umsatz zwischen 540 und 580 Millionen Euro - im Jahr zuvor waren es 658 Millionen Euro gewesen. Und dennoch hat Elring-Klinger die Krise weitaus besser gemeistert als viele Mitbewerber. So erwartet Wolf für 2009 eine Ebit-Marge (Gewinn vor Zinsen und Steuern) von acht bis zehn Prozent.

Im laufenden Jahr strebt das Unternehmen mit seinen rund 4000 Beschäftigten weltweit an, den Umsatz um fünf bis sieben Prozent zu steigern. Wer weiß, vielleicht steuert ja eine Kooperation mit Toyota (der einzige Automobilhersteller, den Elring-Klinger bislang noch nicht beliefert) ihren Anteil dazu bei? Zumindest war gestern eine Delegation des japanischen Unternehmens zu Gast im Ermstal.

Aus Sicht des Dettinger Unternehmens - wie übrigens auch der beiden anderen bei der Rundfahrt besuchten Unternehmen - kommt dem chinesischen Markt eine immer wichtigere Rolle zu: So will das Unternehmen seinen Umsatz im Reich der Mitte von 20 Millionen Euro 2009 auf 40 Millionen Euro 2010 und 80 Millionen Euro im Jahr 2011 steigern.

Geht es nach dem Vorstandsvorsitzenden ist der Verbrennungsmotor insbesondere als Diesel-Einspritzer bei weitem nicht ausgereizt, so rechnet Wolf damit, dass es in naher Zukunft ein Zwei-Liter-Auto geben wird. Dies setze voraus, dass es gelinge, die Autos durch den verstärkten Einsatz von Kunststoffteilen leichter zu machen und damit die Kohlendioxidemissionen zu senken. Das Hybridauto ist für Wolf hingegen eher ein "Lifestyle-Produkt".

Ein weiteres ehrgeiziges Ziel des Unternehmens: In fünf bis sieben Jahren will es rund 20 Prozent des Umsatzes außerhalb des Automotive-Bereichs erwirtschaften. Um diese Vorgaben zu erreichen, setzt Elring-Klinger ganz bewusst auf neue Produkte und Geschäftsfelder (Brennstoffzellen oder Batterietechnologien).

Von der im M-Dax notierten Aktiengesellschaft führte der Weg zur inhabergeführten Joma-Polytec GmbH in Bodelshausen, das sowohl als Zulieferer im Automobilbereich wie auch als Hersteller von Medizintechnik fungiert. So produziert das Unternehmen aus Kunststoff Ölwannen, Ölabsauger oder Vakuumpumpen ebenso wie Komponenten für eine Herz-Lungen-Maschine, künstliche Lungen oder Blutfilter. Mit 333 Mitarbeitern erwirtschaftete das von Dr. Hans Ernst Maute und seinem Bruder Alexander Maute geleitete Unternehmen 2009 einen Umsatz von 53 Millionen Euro - ein Minus von sieben Millionen gegenüber dem Vorjahr.

Mit 48 Prozent ist die Automobilindustrie der größte Abnehmer der Joma-Polytec-Produkte, es folgen die Bauwirtschaft (25 Prozent), die Medizintechnik (15 Prozent) und die Heizungs- und Elektroindustrie (12 Prozent). Derzeit bezieht das Unternehmen sein neues, zweites Werk in Bodelshausen, das rund 10 000 Quadratmeter Fläche unter anderem ein 15 Meter hohes Hochregallager und zwei Reinräume bietet.

Eine wesentlich wichtigere Rolle spielte die Medizintechnik auf der dritten Station - der Erbe Elektromedizin GmbH in Tübingen. "Wir sehen unsere Herausforderung darin, Innovationsführer zu sein", formuliert Geschäftsführer Christian Erbe als Anspruch. Mit 603 Mitarbeitern erwirtschaftete die Erbe-Gruppe im vergangenen Jahr einen Umsatz von 125 Millionen - und liegt damit auf dem Niveau des Vorjahres. Das Unternehmen ist laut Erbe in der Wirtschaftskrise nochmals mit einem "blauen Auge" davongekommen, strebt für 2010 ein Wachstum von rund 5,5 Prozent an und will 21 neue Arbeitsplätze in den Bereichen Engineering, Vertrieb und Marketing schaffen.

Mit einem Exportanteil von 80 Prozent setzt Erbe insbesondere auf den asiatischen Markt mit China an der Spitze als Wachstumsmotor. Dort gebe es insgesamt 21 000 Krankenhäuser, von denen gerade einmal 700 westlichen Standard aufwiesen. Hier sieht Erbe ein beachtliches Geschäftsfeld, zumal die chinesische Regierung ein milliardenschweres Förderprogramm aufgelegt hat. Weitere Wachstumsmärkte sind der Nahe und Mittlere Osten.

An einem Schweinesteak und Schinkenscheiben demonstrierte Erbe-Entwicklungsleiter Martin Hagg den Einsatz eines Apparates aus der Hochfrequenzchirurgie und der Argon-Plasma Koagulation. Letzteres kann wie ein Endoskop eingesetzt werden, um Blutungen zu stillen oder krankes Gewebe zu zerstören. Hagg stellte auch einen Teflon-Schlauch vor, den Erbe von Elring-Klinger bezieht, der speziellen Anforderungen (unter anderem hohe Isolierungsanforderungen und gute Gleitfähigkeit) genügen muss - so schließt sich der Kreis.

südwest presse,05.02.2010

Letzte Änderung: 05.02.2010