Positive und negative Schlagzeilen

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07.02.2010 Märklin schreibt in der Insolvenz schwarze Zahlen

Märklin hat im abgelaufenen Geschäftsjahr zumindest im operativen Geschäft schwarze Zahlen geschrieben. Doch immer noch gibt es Querelen.

Insolvenzverwalter Michael Pluta: "Wir sind alle stolz auf dieses Ergebnis." Göppingen Exakt ein Jahr ist es her, dass der Modelleisenbahnhersteller einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht Göppingen gestellt hat. Geschäftsführer Kurt Seitzinger zeigte sich gestern auf der Spielwarenmesse in Nürnberg für 2010 optimistisch. "Für Märklin war die Insolvenz die Chance für eine Neustrukturierung an Kopf und Gliedern."

Zuvor hatte der Ulmer Insolvenzverwalter Michael Pluta berichtet, dass die Gebr. Märklin & Cie. GmbH im abgelaufenen Geschäftsjahr (31. März 2009 bis 1. Februar 2010) ein Ergebnis vor Steuern und Zinsen von 12,4 Mio. EUR erzielt hat - so viel wie nie zuvor. Damit seien alle Erwartungen übertroffen worden. Wie die SÜDWEST PRESSE aber aus Unternehmenskreisen erfuhr, liegt der Jahresfehlbetrag unter dem Strich in siebenstelliger Höhe und ist deutlich höher als geplant.

Wie Pluta weiter erklärte, sei es erstmals seit Jahren gelungen, die Finanzierung des Unternehmens sowohl während der umsatzschwächeren Sommermonate als auch in der Hochlaufphase zum Weihnachtsgeschäft aus dem Cash-Flow heraus sicherzustellen. Der Umsatz lag mit 111 Mio. EUR unter dem angestrebten Wert. "Dabei haben wir auf etwa 12 Mio. EUR Umsatz verzichtet, indem wir bereits erteilte, aber aus betriebswirtschaftlicher Sicht nicht verantwortbare Aufträge storniert haben", erklärte Pluta.

Wegen der positiven Resonanz auf die Produktneuheiten sieht er Potenzial für weiteres Wachstum. Zum Ende des Jahres sank die Zahl der Mitarbeiter um 400 auf 1020, davon arbeiten 500 in Göppingen und 520 im ungarischen Györ. Ein weiterer Abbau sei nicht vorgesehen.

Bei der Suche nach einem Käufer sieht sich Pluta zeitlich nicht unter Druck. Es gebe mehrere Interessenten. Der Märklin-Käufer müsse eine Finanzierung von 100 Mio. EUR stemmen können, wobei der Kaufpreis bei mindestens 60 Mio. EUR liegen soll.

Im Streit mit dem Betriebsratschef Dieter Weißhaar um dessen Zulage von 500 EUR, die dieser über 30 Jahre erhalten hatte, legte Märklin-Chef Seitzinger, der wie Pluta von einer illegalen Vorteilsnahmen spricht, in einem Brief an die Mitarbeiter nach. Der Zulage von 511 EUR seien keine Gegenleistungen gegenübergestanden. Weißhaar habe das Thema geräuschlos aus der Welt schaffen wollen und angeboten, sein Betriebsratsmandat niederzulegen. Später habe er sein Rücktrittsangebot aber zurückgezogen. Nun laufe ein Anhörungsverfahren zu einer fristlosen Kündigung.

südwest presse,06.02.2010

Letzte Änderung: 07.02.2010