Frauen ernähren immer öfter die Familie

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16.02.2010 Frauen verdienen im Durchschnitt immer noch weniger als Männer und sind weitaus seltener in den Führungsetagen von Unternehmen zu finden.

Und trotzdem: Immer mehr Frauen erwirtschaften heute den Hauptteil des Familieneinkommens. Das ergab eine Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung, die auf der von DGB und BMFSJ initierten Fachkonferenz "Wer ernährt die Familie?" am 14. Januar 2010 in Berlin vorgestellt wurde.

In der Tageszeitung taz erläutert Christina Klenner, Referatsleiterin für Frauen und Geschlechterforschung am WSI, die Ergebnisse der Studie: "Der männliche Familienernährer ist nicht mehr die Regel." Mittlerweile seien in 34 Prozent der Haushalte, in denen eine Frau lebt, diese auch die Hauptverdiener. In 18 Prozent solcher Haushalte seien die Frauen sogar die Alleinverdienerinnen.

Auffällig ist besonders, dass in mehr als jedem zehnten Paarhaushalt die Frau das Haupteinkommen der Familie verdiene. "Die Männer in diesen Haushalten können die Ernährerrolle nicht mehr erfüllen", so Christina Klenner. Zwar seien Männer und Frauen häufig gleich qualifiziert, aber viele der Männer seien entweder arbeitslos oder kleine Selbständige, die unregelmäßig zum Haushaltseinkommen beitragen könnten. "Deshalb ist es so tragisch, dass Frauenjobs oft unterbezahlt sind, sie gelten als Zuverdienerjobs. De facto sind das aber mehr als die Hälfte der Frauen nicht mehr", empört sich die Volkswirtin Klenner.

Für die Zukunft fordert sie: "Am wichtigsten ist sicherlich, dass die Löhne der typischen Frauenjobs steigen: die Frauen sind keine Zuverdienerinnen mehr. Die Arbeitswelt müsste sich auf arbeitende Eltern einstellen. Dazu sind qualifizierte Teilzeitjobs nötig und Personal, das einspringt, wenn ein Kind krank wird."

Eine politische Bewertung der Forschungsergebnisse steht im Vordergrund des Politikentwicklungsprojekts "Modell der Familienernährerinnen". Das Projekt, das vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) initiiert sowie vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) finanziert wird, will die veränderte Lebenswirklichkeit in Familien mit politischen Entscheidungen zusammenführen.

Weitere Informationen zum Forschungsprojekt finden Sie in der Broschüre "Wer ernährt die Famile?" (PDF 208 KB).
DGB Frauen

Letzte Änderung: 16.02.2010