Der nächste Tarifstreit kommt bestimmt

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23.02.2010 Nach dem Streik der Lufthansa-Piloten droht dem Konzern schon der nächste Tarifstreit.

Die Gewerkschaft ver.di, die sich für das technische Bodenpersonal stark macht, will sich nicht mit "Brosamen abspeisen" lassen. Und die Flugbegleiter-Gewerkschaft droht ebenfalls mit Warnstreiks. Ähnlich wie die Bahn hat es die Lufthansa nicht nur mit einer, sondern mit mehreren Gewerkschaften zu tun.

Von Oliver Steen und Wenke Börnsen, tagesschau.de

Piloten, Flugbegleiter, Bodenpersonal - bei der Lufthansa gibt es für fast alle Bereiche eine eigene Gewerkschaft. Und die kämpfen alle für sich. Tarifeinheit - bei der Lufthansa unbekannt.

Rund 52.000 Beschäftigte sind bei dem Konzern angestellt, für den Großteil ist die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di zuständig. So sind die meisten der 34.000 Mitarbeiter des technischen Bodenpersonals bei ver.di organisiert. Weitaus kleiner, aber nicht weniger schlagkräftig, ist die Unabhängige-Flugbegleiter-Organisation UFO. Sie vertritt den größten Teil der rund 16.000 Flugbegleiter. Und dann ist da noch die Vereinigung Cockpit: Rund 4000 Lufthansa-Piloten sind hier Mitglied.

"Was kriegen die anderen?"

Drei Gewerkschaften, drei Tarifverträge, ein Konzern: Das Nebeneinander und teilweise auch Gegeneinander der Gewerkschaften störe den Rechtsfrieden bei der Lufthansa erheblich, meint ver.di-Sprecherin Cornelia Haß im Gespräch mit tagesschau.de. "Alle schauen ganz genau hin, was die anderen kriegen." Keine Gewerkschaft wolle mit dem schlechtesten Tarifabschluss dastehen.

Entsprechend interessiert beäugen ver.di und UFO den aktuellen Arbeitskampf der Piloten. Nächste Woche beginnen die Tarifverhandlungen zwischen ver.di und der Lufthansa. "Wir beobachten genau, was bei den Piloten herauskommt", sagt ver.di-Sprecherin Haß. Denn: "Wir sind in einer vergleichbaren Situation." Bei der Bodentechnik setze die Lufthansa inzwischen viele Leiharbeiter ein, die weniger Geld als ihre Kollegen bekämen. Ähnlich wie die Piloten befürchtet auch ver.di den Wegfall von Jobs zu Gunsten billigerer Arbeitskräfte. Dieses Problem sei also mit dem der Piloten analog, sagt Haß. Entsprechend fordert auch ver.di eine Arbeitsplatzsicherheit für die bei ihr organisierten Lufthansa-Beschäftigten.

Ähnlich ist die Situation bei den Flugbegleitern: Der Tarifvertrag, den ihre Gewerkschaft UFO mit der Lufthansa geschlossen hat, läuft Ende Februar aus. Mit Warnstreiks hat UFO bereits gedroht.

Kampfansage an Lufthansa - nicht an Cockpit

Erfüllt der Konzern die Tarifforderungen der Piloten, muss er also mit mindestens ähnlichen Forderungen der anderen zwei Gewerkschaften rechnen. "Wir lassen uns nicht mit Brosamen am Katzentisch abspeisen", stellt die ver.di-Sprecherin klar. Die Streikbereitschaft der Flugbegleiter-Gewerkschaft UFO lässt auf eine ähnliche Position schließen.

Das ist eine Kampfansage an die Lufthansa - nicht an Cockpit. Im Gegenteil, beide Gewerkschaften - ver.di und UFO - äußern Sympathie für die Cockpit-Forderungen. Kein Wunder, gibt sie ihnen doch die Gelegenheit, ähnliches zu verlangen. UFO erklärte sich bereits mit Cockpit solidarisch, ähnlich äußert sich nun ver.di-Sprecherin Haß gegenüber tagesschau.de: "Wenn wir Cockpit wären, würden wir das Gleiche fordern."

tagesschau,23.02.2010

Letzte Änderung: 23.02.2010