Die Streitpunkte des Tarifkonflikts

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23.02.2010 Im Tarifkonflikt zwischen Lufthansa und den Piloten geht es nicht nur um Lohn und Gehalt.

Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit fordert Arbeitsplatzsicherheit für rund 4500 Piloten. Im Folgenden die Positionen sowie die wichtigsten Streitpunkte von Airline und Gewerkschaft.

Was will die Vereinigung Cockpit?

Die Gewerkschaft befürchtet einen sukzessiven Abbau der hoch bezahlten Pilotenarbeitsplätze innerhalb des Konzerntarifvertrags. Sie will eine Verlagerung von Jobs auf neu übernommene oder neu gegründete Töchter vermeiden und fordert daher eine "belastbare Beschäftigungsgarantie" für die Flugzeugführer.

Im Gegenzug für diese Arbeitsplatzgarantie hatte sich die Gewerkschaft bereiterklärt, auf ihre zu Beginn der Verhandlungen im Mai geforderte Lohnerhöhung von 6,4 Prozent für zwölf Monate zu verzichten und eine Nullrunde zu akzeptieren.

Der Konzerntarifvertrag umfasst neben der Lufthansa Passage die Töchter Lufthansa Cargo und Germanwings.

Was will Lufthansa?

Die Lufthansa lehnt die geforderte Beschäftigungsgarantie ab und drängt vielmehr auf deutliche Einsparungen, auch bei den Piloten. Bis Ende 2011 sollen die Kosten im Passagiergeschäft im Rahmen des Sparprogramms "Climb 2011" um eine Milliarde Euro gesenkt werden.

Die Fluggesellschaft kämpft derzeit mit massiven Geschäftseinbußen durch die Wirtschaftskrise und der Sanierung und Integration der jüngst übernommenen Töchter wie Austrian Airlines und British Midland. Außerdem setzen der größten europäischen Fluggesellschaft im Europaverkehr zunehmend Billigflieger wie Air Berlin oder Ryanair zu, an die Lufthansa sukzessive Marktanteile verliert.

Konfliktpunkt: Zukäufe

Bei den zuletzt übernommenen Töchtern wie Brussels Airlines oder Austrian Airlines arbeiten die Piloten teilweise für weniger Gehalt als bei Lufthansa. Die Gewerkschaft befürchtet, dass das Unternehmen Lufthansa-Strecken zunehmend auf die Töchter verlagern könnte, um so Kosten zu sparen. Dann würden die billigeren Piloten der Töchter die Strecken fliegen und nicht mehr die Lufthansa-Piloten, deren Arbeitsplätze die Gewerkschaft in Gefahr sieht.

Nach Angaben von Lufthansa ist im Passagierverkehr jedoch weiteres Wachstum geplant. Die Zahl der Konzerntarifvertrag-Arbeitsplätze habe sich - ohne die frühere Tochter Condor - seit 2001 um acht Prozent erhöht, argumentiert das Unternehmen.

Konfliktpunkt: Lufthansa Italia

Lufthansa gründete im Vorjahr eine eigene Tochter in Italien. Bislang konnten sich Gewerkschaft und Lufthansa aber nicht darüber einigen, wer die Maschinen fliegen soll.

Nach dem Willen von Lufthansa sollen das langfristig Piloten außerhalb des Konzerntarifvertrags machen, die Gewerkschaft will das verhindern. Sie befürchtet, dass Lufthansa-Italia künftig mehr Strecken übernehmen und Konzernpilotenstellen wegfallen könnten. Bislang fliegen noch Lufthansa-Piloten die Maschinen.

Konfliktpunkt: Aerologic

Ähnlich ist die Situation bei der gemeinsam mit der Deutschen Post neu gegründeten Frachttochter Aerologic. Deren Flugzeuge werden nicht wie bei der eigenen Frachttochter Cargo von Konzernpiloten geflogen, sondern von neu eingestelltem Personal. Auch will die VC Lufthansa-Konzernpiloten ins Cockpit holen.

Konfliktpunkt: Regionalverkehr

Lufthansa mustert im Regionalverkehr die kleinen Flugzeuge mit weniger als 70 Sitzen aus und ersetzt sie durch größere Maschinen. Das Unternehmen muss gemäß einer vor Jahren getroffenen Vereinbarung bei Flugzeugen über 70 Sitzen, die unter der Marke Lufthansa eingesetzt werden, mit der Gewerkschaft über die Arbeitsbedingungen der Piloten verhandeln. In dem seit Jahren schwelenden Konflikt gab es jedoch keine Einigung - auch weil sich die Gewerkschaft intern nicht einigen konnte.

Ein Teil der neuen Maschinen kommt daher bei Partnern wie Air Dolomiti und Augsburg Airways zum Einsatz. Hier steht das Lufthansa-Logo nicht auf den Maschinen.

Einen ähnlichen Weg hatte Lufthansa bei der Tochter Cityline gewählt - auch hier werden die Flugzeuge nicht mit dem Namen Lufthansa beschriftet. Beim Partner Eurowings werden durch den Sparkurs 19 Flugzeuge stillgelegt und Hunderte Arbeitsplätze abgebaut.

tagesschau,23.02.2010

Letzte Änderung: 23.02.2010