Lufthansa-Piloten zurück ins Cockpit

Vorschaubild

23.02.2010 Nach der Unterbrechung des Streiks bei der Lufthansa will die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) heute ihre Mitglieder zum Einsatz rufen.

Dennoch rechnet die Fluggesellschaft aus technischen und organisatorischen Gründen weiter mit Ausfällen und Verzögerungen. "Klar ist, dass es bei weitem keinen normalen Flugbetrieb geben wird", sagte ein Lufthansa-Sprecher der Nachrichtenagentur DPA. Die Lufthansa-Tochter Germanwings teilte mit, das gesamte Flugprogramm werde erst am Freitag wieder aufgenommen. Bis dahin bleibe der Ersatzflugplan in Kraft.

Lufthansa rechnet mit Einigung bis März

Beide Seiten hatten sich gestern Abend vor dem Arbeitsgericht Frankfurt am Main darauf verständigt, den Flugverkehr ab Mitternacht wieder aufzunehmen. Bis zum 8. März will die VC den Streik aussetzen. In der Zwischenzeit soll ohne Vorbehalte über Entgelte und Arbeitsbedingungen gesprochen werden. Lufthansa-Sprecher Klaus Walter rechnet mit einer schnellen Einigung. Im Morgenmagazin von ARD und ZDF sagte er, er gehe davon aus, dass bis zum 8. März ein Abschluss erzielt werde. "Wir sind optimistisch, dass das gelingen wird, wir sind bereit dazu", sagte er. Dies sei auch im Interesse von Cockpit. Die Arbeitsplätze bei der Lufthansa seien sicher und zum anderen "sind wir auch gerne bereit, über eine tarifvertragliche Arbeitsplatzgarantie zu reden."

Zehntausende müssen sich umstellen

Durch den Streik waren mehr als 800 Flüge ausgefallen, das befürchtete Chaos blieb aber aus. Zehntausende Passagiere waren betroffen. Viele Reisende hatten sich offenbar rechtzeitig auf den Streik eingestellt. Auch die Notfallpläne der Lufthansa funktionierten anscheinend weitgehend.

Die Gewerkschaft fordert im Tarifkonflikt 6,4 Prozent mehr Gehalt sowie bessere Arbeitsbedingungen. Zudem verlangt sie, dass Piloten von ausländischen Lufthansa-Töchtern nach deutschem Tarifrecht bezahlt werden. Die Gewerkschaft wirft dem Konzern vor, zunehmend Flüge von ausländischen Tochtergesellschaften abfertigen zu lassen, bei denen die Piloten weniger Geld verdienen. Ob diese Forderung rechtmäßig ist, ist unter Arbeitsrechtlern aber umstritten.

Die Lufthansa argumentierte dagegen, sie sei verpflichtet, Schaden von Unternehmen, Mitarbeitern und Aktionären abzuwenden. Vor dem Arbeitsgericht hatte die Fluglinie deshalb Antrag auf eine einstweilige Verfügung gegen den Streik gestellt. Ein VC-Sprecher sagte, Cockpit habe sich bereit erklärt, eine offenbar falsch verstandene Forderung zur variablen Vergütung aus dem Forderungskatalog herauszunehmen.

Neben dem Passagiergeschäft der Lufthansa und Germanwings ist auch die Frachttochter Lufthansa Cargo betroffen. Die Lufthansa schätzt die direkten Kosten des Ausstands auf 100 Millionen Euro.

Tagesschau,23.02.2010

Letzte Änderung: 23.02.2010