Hugo Boss strebt nach Wachstum

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13.04.2010 Metzinger Modekonzern wird immer mehr zum Händler - Krisenjahr abgehakt

Der Metzinger Modekonzern Hugo Boss hakt die Krise ab und will nun bis 2015 kräftig Fahrt aufnehmen. Umsatz und Ergebnis sollen Jahr für Jahr wachsen - und auch die Belegschaft wird aufgestockt.KAREN EMLER

Hugo-Boss-Chef Claus-Dietrich Lahrs posiert anlässlich der Bilanzpressekonferenz im Showroom. Foto: AP Metzingen Details wollte Claus-Dietrich Lahrs, der Vorstandsvorsitzende des Metzinger Modekonzern Hugo Boss, gestern noch nicht nennen. Klar ist jedoch, dass die Zahl der Mitarbeiter - nicht nur am Standort Metzingen, sondern auch weltweit - von diesem Jahr an wieder wachsen wird.

Allein die rund 50 neuen Geschäfte, die Boss noch in diesem Jahr aufmachen will, könnten bis zu 500 Neueinstellungen bedeuten. Die Boss-Shops sollen Lahrs zufolge in den nächsten fünf Jahren eine immer größere Rolle spielen. "Wir werden zum großen Player im professionellen Einzelhandel", kündigte er an. Die anderen Kunden, die Boss-Ware in ihren Häusern präsentieren, störe das nicht. Ganz im Gegenteil, sagt Lahrs: "Was die Endverbraucher bei uns als Kauferlebnis mitnehmen, kommt auch den anderen Händlern zu Gute."

Die Metzinger hegen große Wachstumspläne. Umsatz und Ergebnis sollen bis zum Jahr 2015 von 1,6 Mrd. auf 2,5 Mrd. EUR beziehungsweise von 270 Mio. auf 500 Mio. EUR steigen. Den Weg dorthin wird Lahrs zufolge ein Programm ebnen, das passender Weise den Namen "Drive" trägt.

Schon im vergangenen Jahr hat Hugo Boss damit begonnen, Fahrt aufzunehmen. Zwar hinterließ die Krise in diesem Modekonzern Spuren bei Umsatz und Ertrag. Aber: Während 2009 "bekannte Namen aus unserer Branche Insolvenz anmelden mussten, hat Hugo Boss das Jahr genutzt, um seine Hausaufgaben zu machen und die Weichen für weiteres Wachstum zu stellen", sagte Lahrs.

Zu diesen Hausaufgaben gehörte der Abbau der Bestände. Das senkt nicht nur die Lagerkosten, sondern sorgt, wie Lahrs erläuterte, auch dafür, dass Hugo Boss im Markt seine Endverbraucherpreise durchsetzen konnte. "An Rabattschlachten haben wir uns nicht beteiligt", stellte er klar. Wer im Premiummarkt erfolgreich sein will, muss seine Preispolitik auch in Krisenzeiten durchziehen, lautet die Maxime.

Hugo Boss hat sich im vergangenen Jahr auch von Kunden, also von Händlern, getrennt, die die Kollektionen nicht ansprechend genug präsentierten oder "die finanziell auf wackligen Beinen standen". Auch das Lieferantennetz wurde ausgedünnt. Ausgesiebt wurde dabei nicht nur nach Qualität der Ware und terminlicher Zuverlässigkeit. Hugo Boss bemühte sich auch, die Zahlungsziele zu verlängern - um die eigene Liquidität zu verbessern.

Um den Absatz in den eigenen Geschäften, aber auch bei den Großhandelskunden zu fördern, flexibilisieren die Metzinger ihr Angebot. Sie wollen ihre Kollektionen während der Saison stärker darauf abstimmen, was der Kunde tatsächlich kauft. Zudem sollen die Marken - Hugo Boss Black (Damen und Herrenbekleidung), Hugo Boss Green (Sportkleidung), Boss Orange (Freizeitmode), Hugo (junge, progressive Mode) sowie das Luxuslabel Boss Selection - deutlicher als bisher auch bei der Präsentation voneinander abgegrenzt werden. Bei den Preisspannen gibt es schon große Unterschiede: Ein Anzug von Hugo Boss Black gibt es ab 450 EUR, einen Anzug von Boss Selection dagegen erst ab 1200 EUR.

Teure Mode wird, da ist sich Lahrs sicher, auch in Asien und Amerika einen immer größeren Abnehmerkreis finden. Bis zum Jahr 2015 soll sich der Anteil des Asien-Pazifikgeschäfts von heute 10 Prozent mehr als verdoppeln. Doch auch in den USA hält der Boss-Chef weiteres Wachstum für möglich, nachdem die Metzinger dort sogar im Krisenjahr ihren Umsatz steigern konnten. Eines stellte Lahrs aber auch klar: Asien und Amerika geraten zwar immer mehr in den Fokus, dennoch will Hugo Boss auch auf seinen Stammmärkten in Europa weiter punkten.

südwest presse,13.04.2010

Letzte Änderung: 13.04.2010