499 Luftballons gegen Leiharbeit

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24.02.2011 Delegationen vieler Betriebe kamen zur Kundgebung auf dem Nikolaiplatz in Reutlingen, während in den Betrieben der Region zahlreiche Infoveranstaltungen liefen.

Eine Befragung der IG Metall im Dezember 2010 bei Betriebsräten ergab, dass 2010 bundesweit 43 Prozent aller neuen Arbeitsplätze mit Leiharbeiterinnen und Leiharbeitern besetzt wurden und weitere 42 Prozent waren nur befristet.
Gerade einmal 15 Prozent der Arbeitsplätze wurden unbefristet besetzt.

"An der Umfrage haben sich auch 38 Betriebe aus der Region beteiligt. In 19 Betrieben ist Leiharbeit an der Tagesordnung. Aber nicht nur in der Fertigung! Bereits in 13 Betrieben gibt es Leiharbeit in der Verwaltung und 12 mal sogar in der Entwicklung", zieht Ernst Blinzinger von der IG Metall Bilanz.

Bei vier Betrieben in der Region liege die Quote an Leihkräften sogar über 30%.

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"Hier kann man von echter Sozialschmarotzerei sprechen! Denn viele dieser Menschen müssen zu ihrem Vollzeitentgelt auch noch Leistungen von der Agentur für Arbeit beziehen, um über die Runden kommen zu können. Sozialschmarotzerei der Unternehmen, die so etwas zulassen!", so Blinzinger weiter.

Die Rede eines Leiharbeitnehmers musste leider ausfallen, da die IG Metall niemanden finden konnte, der bereit war, seine üble Situation öffentlich darzustellen. Die Angst vor der Leihfirma und dem Entleiherbetrieb war viel zu groß. Da konnte auch das Angebot zur Maskierung nicht weiterhelfen.

Michael Bidmon von der IG Metall: "Dass es so etwas in unserem reichen und fortentwickelten Land geben muss, ist ein Skandal! Wenn Menschen aus Angst um ihren Arbeitsplatz nicht mehr von ihrer eigenen Situation berichten können, dann stimmt hier etwas nicht mehr."

Die IG Metall kämpfe weiter für die Verwirklichung von "Gleiche Arbeit - Gleiches Geld", auch wenn dieses Ziel inzwischen von den großen Volksparteien wieder von der Tagesordnung gestrichen worden wäre, so Bidmon weiter. "Der sogenannte Kompromiss zu Mindestlöhnen in der Leiharbeit kann dieses Ziel nämlich noch nicht einmal annähernd erreichen!"

Letzte Änderung: 24.02.2011