Ist der Euro noch zu retten?

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07.09.2011 Friedericke Spiecker spricht zum Thema am 6.10.2011 ab 19:00 Uhr in der Stadtbibliothek in Reutlingen.

In Kooperation mit der VHS Reutlingen und dem Kulturzentrum franzK konnte die IG Metall Reutlingen-Tübingen eine kritische Volkswirtin für einen Vortrag zur Eurokrise gewinnen.

"Die Politik versagt in der Eurokrise - falsche Problemanalyse zeitigt erfolglose Therapieansätze":

Veranstaltungsplakat

Vor zweieinhalb Jahren begannen die langfristigen Zinssätze der Mitgliedsstaaten der Europäischen Währungsunion (EWU) auseinander zu driften und für einzelne Länder so hoch zu werden, dass sich diese Staaten nicht mehr an den Kapitalmärkten refinanzieren konnten und ein auseinanderbrechen der EWU nur durch außergewöhnliche Maßnahmen der Europäischen Zentralbank (EZB) und der Einrichtung sog. Euro-Rettungsschirme vorläufig verhindert werden konnte. Doch an einer klaren Analyse, wie es zu dieser Misere gekommen ist, dass sie sich schon vor mehr als fünf Jahren, also bereits vor (!) der Finanzkrise abzeichnete, und wie sie dauerhaft beseitigt werden kann, fehlt es den politisch Verantwortlichen noch immer. Alle Behauptungen, übermäßiges Schuldenmachen der öffentlichen Hand seien die /Ursache /der Krise, lassen sich sowohl theoretisch als auch empirisch widerlegen genau wie alle Mutmaßungen über drohende Inflationsgefahren infolge der bisher getroffenen Rettungsmaßnahmen. Auch Korruption, Steuerhinterziehung und ineffiziente Wirtschaftsstrukturen entfallen als simple Krisengründe, da sie weder seit 2009 neue noch auf EWU-Krisenstaaten beschränkte Phänomene sind. Doch viele Politiker, Journalisten und die meisten Wirtschaftsfachleute beharren auf diesen Denkmustern, die an der tatsächlichen Ursache der Eurokrise, der auseinander driftenden Lohnpolitik in den EWU-Staaten, vorbeigehen. Daher können sie auch keine wirkliche, d.h. dauerhafte Lösung der Eurokrise finden und verschärfen obendrein durch die aussichtslosen, weil nicht Ursachen adäquaten Rettungsversuche (Stichwort nationale Schuldenbremsen, Insolvenzordnung für Staaten, europäische Wirtschaftsregierung, Ausweitung der Rettungsfonds unter Einbeziehung der nationalen Parlamente) die politischen Spannungen, die sich in Europa aufbauen.

Zu Friederike Spiecker

Sie hat nach ihrem Studium der Volkswirtschaftslehre an der Uni Konstanz (1986-1991) in der Konjunkturabteilung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung in Berlin gearbeitet. Seit 1998 verbindet sie die Erziehung von drei Kindern mit publizistischer Tätigkeit zu den Bereichen Konjunkturpolitik, Makroökonomie und Arbeitsmarkt.

Viele Buchveröffentlichungen mit Heiner Flassbeck,

Heiner Flassbeck arbeitet seit 2000 bei der UNCTAD (United Nations Conference on Trade and Development) in Genf, seit August 2003 ist er dort Direktor der "Division on Globalization and Development Strategies".

Letzte Änderung: 07.09.2011