Nachhilfe für Lehrer

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05.02.2008 In Berlin sollen zunächst einmal 400 Pädagogen an der Freien Universität lernen, wie sie gewaltbereiten Schülern richtig entgegentreten

Angesichts immer neuer Gewalttaten an den Schulen erhalten Lehrer in Berlin jetzt Nachhilfe im Umgang mit aggressiven Jugendlichen. An der Freien Universität wurde gestern ein spezielles Weiterbildungsprojekt vorgestellt. 400 Lehrer sollen dabei zunächst einmal lernen, gewaltbereiten Schülern entgegenzutreten.
Ziel sei es, die Lehrer im Umgang mit der "sehr schwierigen Klientel" zu unterstützen, erklärte Profesor Jürgen Körner. Interessenten stehen vier Fortbildungsmöglichkeiten offen: wissenschaftlich orientierte Studientage, die Vorbereitung von Projekttagen in den Klassen, regelmäßige Treffen mit Kollegen und Fachleuten zum Austausch über Problemschüler sowie eine Weiterbildung zum Denkzeit-Trainer.
Wichtig ist es den Fachleuten zufolge vor allem, die unterschiedlichen Typen von Gewalttätern zu erkennen und entsprechend reagieren zu können.
"Den Gewalttäter gibt es nicht", erklärte die Leiterin des Weiterbildungsprojekts, Rebecca Friedmann. Die Expertin unterscheidet drei Typen mit ganz unterschiedlichen Motiven.
Der "instrumentell" Aggressive beispielweise verprügelt seinen Mitschüler, weil er desen Handy haben will. Dieser Typ müsse lernen, sich in andere Menschen hineinzuversetzen und deren Interessen zu berücksichtigen, erklärte Friedmann. Hier seien konsequente Strafen und Kontrolle angesagt.
Würde der Handy-Räuber vielleicht zurückschrecken, wenn ein Polizist in der Nähe ist, wäre das dem zweiten Typ völlig gleichgültig: dem "reaktiv" Aggressiven, der sich leich provoziert fühlt und dann in die Luft geht. Hier hätten Strafen keine Wirkung, vielmehr müsse der Jugendliche Strategien entwickeln, seine Wut unter Kontrolle zu halten.
Ein ganz anderes Problem hat der schwierigste Typ, der "Frusttäter". "Strafen helfen hier nicht", erklärte Friedmann. Notwendig sei eine langfristige Strategie, damit der Betreffende sein Selbstgefühl erhöhen und die innere Spannung abbauen könne, die zu den unkontrollierten Ausbrüchen führen.
SÜDWEST PRESSE,05.02.2008

Letzte Änderung: 05.02.2008