Geld für Neustart nach dem Gefängnis

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24.03.2008 Straftäter, die aus der Haft entlassen werden, stehen oft vor einem Schuldenberg. Um den Neustart zu erleichtern, vergibt das Land zinslose Darlehen.

2007 erhielten ehemalige Häftlinge in Baden-Württemberg Darlehen in Höhe von insgesamt 360 000 Euro zur Regulierung ihrer Schulden und für einen möglichst geordneten Neuanfang außerhalb der Gefängnismauern. Die Kredite der Stiftung "Resozialisierungsfonds Dr. Traugott Bender" - die nach dem von 1972 bis 1977 amtierenden Landesjustizminister benannt ist - dürfen ausschließlich zur Schuldentilgung verwendet werden. Sie müssen innerhalb von fünf Jahren zurückgezahlt werden.

Mit den Darlehen lasse sich die Rückfallgefahr ehemaliger Gefangener verringern, sagte Justizminister Ulrich Goll (FDP) gegenüber der SÜDWEST PRESSE: "Ein Entlassener ist weniger anfällig, sich auf illegale Weise Geld zu beschaffen, wenn ihn seine alten Schulden nicht erdrücken. Er kann sich darauf konzentrieren, einen Arbeitsplatz zu finden und hat genug Zeit, das Darlehen mit ehrlich verdientem Geld in Raten zurückzubezahlen."

Die Stiftung bemüht sich um einen Interessenausgleich zwischen verschuldeten Ex-Gefangenen und deren Gläubigern. Im vergangenen Jahr konnten mit Hilfe ihrer Darlehen Forderungen von 505 Gläubigern reguliert werden. "Normalerweise fließt dort, wo nichts mehr zu holen ist, kein Cent", sagte Goll. In Fällen, in denen Schmerzensgeldanspruch bestehe, sorge die Stiftung in der Regel für die möglichst ungekürzte Erfüllung der Ansprüche. "Das ist konkreter Opferschutz."

Ausweislich ihres Jahresberichts hat die Stiftung seit ihrer Gründung im Jahr 1974 Darlehen im Gesamtvolumen von mehr als 20,6 Millionen Euro bewilligt. Damit wurden knapp 20 000 Forderungen von Gläubigern abgelöst. Bis Ende 2007 sind rund 17,7 Millionen der 20,6 Millionen Euro an die Stiftung zurückgeflossen - das entspricht einer Tilgungsrate von rund 86 Prozent. "Der weitaus überwiegende Teil der Darlehensnehmer" nutze die Chance zu einem wirtschaftlich geordneten Neuanfang, berichtet die Stiftung. Ernsthafte Schwierigkeiten bei der Tilgung würden meist dann auftreten, wenn der Arbeitsplatz verlorengehe. In solchen Fällen werden die Raten ermäßigt oder vorübergehend gestundet.
SÜDWEST PRESSE,22.03.2008

Letzte Änderung: 24.03.2008