Premium als "Butterblumenmilch "

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13.06.2008 Marketing-Experten sehen Milch als hochwertiges Markenprodukt Milch könnte auch ein Lifestyleprodukt und damit chic und teuer sein, sagen Marketing-Experten.

In einem neuen Image sehen sie den Ausweg für die Milchwirtschaft aus der Billig-Ecke in den Supermärkten.
Sie ist weder hipp noch exotisch und steht meist im Tetrapak-Einheitsdesign im Kühlregal. Nach Fleisch ist Milch den Deutschen das wichtigste Grundnahrungsmittel. Kosten darf sie aber nicht viel. Im hart umkämpften Milchmarkt setzen die Molkereien daher ständig auf Innovation. Einige spezialisieren sich auch auf edle Premiumprodukte, die nur regional verkauft werden oder stellen auf Bio um.

Nach Ansicht von Marketingexperten hat die Milch aber noch mehr Potenzial. So könnte sie ähnlich wie Wasser auch als teures Lifestyle- oder Wellnessprodukt angeboten werden. "Den Wunsch nach Wohlbefinden und ewiger Jugend greifen die Unternehmen schon länger auf und kreieren ständig entsprechend neue Produkte ", heißt es beim Milchindustrieverband.

Molkereien wie Weihenstephan und Berchtesgadener Land setzten auf regionalen Absatz von Edelmilch zu höheren Preisen. "Möglich wäre aber auch, eine Milch zu verkaufen, die um Mitternacht bei Vollmond auf einem bestimmten Berg gemolken wurde ", sagt Sprecher Michael Brandl.

"Milch muss nicht immer billig sein ", finden Werbespezialisten mit Blick auf den aktuellen Preisstreit mit den Bauern. Ähnlich wie die Mineralwasserproduzenten könnten auch die Molkereiunternehmen völlig neue Wege gehen. "Da ist noch Raum für Markenbildung. Gerade bei der hochpreisigen Premium-Milch hat man schon gesehen, es funktioniert ", betont Karen Heumann von der Hamburger Werbeagentur Jung von Matt.

Statt die Milch aus allen möglichen Regionen Europas zu den Molkereien zu karren und sie dort in einen Topf zu kippen, könnte sie wie beispielsweise beim Wein nach Lagen angeboten werden. Denkbar wäre auch, sie nach Futter, Jahreszeit oder gar Kuh-Rasse zu unterscheiden. "Dann könnte es Premium-Milch von der Holsteiner Kuh, aber auch Mond- oder Frühlingsmolke geben. Und eine Butterblumenmilch oder Bergkräutermilch wären sicher sehr attraktive Produkte ", betont Heumann. Wichtig sei zudem eine edle oder trendige Verpackung.

Die Milchindustrie mit ihren gut 100 Molkereien beschäftigt etwa 40 000 Menschen und produziert bis zu 5000 verschiedene Milchprodukte - von der puren Vollmilch bis zum probiotischen fitmachenden Früchtejoghurt.

Deutschlands größte Molkerei Nordmilch hat seit zwei Jahren im norddeutschen Zeven ein eigenes Forschungszentrum. Dort werde an neuen Produkten auch für die weiterverarbeitende Industrie gearbeitet, etwa an einem optimalen Käse für die Tiefkühlpizza. Und Campina (Landliebe und Südmilch) hat eine Fitmilch im Angebot, die mit einem Fettgehalt von 0,1 Prozent auf Kunden abzielt, die auf ihr Gewicht achten.
SÜDWEST PRESSE,13.06.2008

Letzte Änderung: 13.06.2008