Emissionssteuer auf Kühe?

06.11.2007 Ein Klimakiller steht im Rinderstall - WWF hält eine Emissionssteuer auf Kühe für überfällig

Forscher sind auf die Kuh gekommen. Die Rinder tragen stark zum Klimawandel bei.
Die Milchkuh als Klimakiller? Mit einem Kleinwagen und dessen CO²-Ausstoß kann "ein Pansengärendes" Rindvieh locker mithalten. Gut 111 Kilogramm Methan emittiert die Kuh im Jahr. Umgerechnet in CO² entsprechen die Kuh-Abgase den Emissionen von 18 000 gefahrenen Kilometern.
Mit diesem Beispiel bringt Harald von Witzke nicht nur Landwirte und Politiker zum Staunen. Der Professor für Agrarwissenschaft hat in seiner jüngsten Studie festgestellt, dass das von Wiederkäuern freigesetzte Methan sowie über Gülle und Mist ermitteltes Lachgas (plus Methan) in etwa genauso viel zum Klimawandel weltweit beitragen, wie der Verkehr und die Industrie (jeweils 14 Prozent). Doch über rülpsende Rinder und überdüngte Felder wurde auf Klimaschutzkonferenzen bislang kaum gesprochen.
Der Wissenschaftler von der Berliner Humboldt-Universität möchte dies ändern - zusammen mit der Umweltstiftung World Wide Found for Nature (WWF), die seine Studie in Auftrag gab.
"Die Landwirtschaft", sagt von Witzke, die in vielen Regionen der Welt besonders unter dem Klimawandel leidet, "ist Opfer und Täter zugleich." Unter dem Strich ist sie mit über 30 Prozent sogar eine der Hauptverantwortlichen für den Treibhauseffekt. In Deutschland gehen rund 11 Prozent der Treibhausgasse auf das Konto der Landwirtschaft. Denn Methan und Lachgas haben eine vielfach klimaschädlichere Wirkung als Kohlendioxid.

Deshalb sei es überfällig, den Klimaschutz in die Landwirtschaftspolitik zu integrieren, meint die Agrarreferentin des WWF, Tanja Dräger de Teran. Sie plädiert für die Einführung einer Emissionssteuer.
Das Verursacherprinzip müsse gelten. Dadurch erfahre der Verbraucher, was ökologisch Sache ist. Denn ein Kilo Käse belaste die Atmosphäre beispielsweise wie eine Fahrt von 70 Kilometern.
Von Witzke hofft auf Innovationen und nennt ein Beispiel. Derzeit wird Gülle mit der Pralltellertechnik ausgebracht (die Gülle wird dabei in einiger Höhe auf einem Teller über dem Boden verspritzt). Mit Hilfe der Schleppschuhtechnik könnte der Dünger bodennah und emissionsärmer eingearbeitet werden.
Südwestpresse, 06.11.07

Letzte Änderung: 21.11.2007