Milchbauern begehren auf

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29.05.2008 Aufruf zu Lieferboykott unterschiedlich befolgt - Keine Engpässe im Regal

Deutschlands Milchbauern haben im Kampf um höhere Milchpreise einen Lieferboykott begonnen. Engpässe für Kunden drohen derzeit aber noch nicht.
Mit einem beispiellosen Lieferboykott haben Deutschlands Bauern ihrer Wut über zu niedrige Milchpreise Luft gemacht. Viele Tanklastwagen mussten ohne Milch in die Molkereien zurückkehren. "Wir sind entschlossen erst dann wieder zu liefern, wenn wir die Zusage erhalten, dass kostendeckende Preise bezahlt werden", sagte der Vorsitzende des Bundesverbands deutscher Milchviehhalter (BDM), Romuald Schaber. Beim Deutschen Bauernverband hieß es dagegen, die Mehrzahl der Landwirte stehe einem unbegrenzten Lieferstreik "reserviert gegenüber".

Der Einzelhandelsverband versicherte, die Supermarktregale blieben mit Milch und Joghurt gefüllt. Auch der Lebensmittelhändler Edeka erwartet keine Versorgungsengpässe. Kein Verbraucher müsse sich jetzt mit H-Milch eindecken.

Laut BDM schlossen sich jedoch in einigen Regionen bis zu 90 Prozent der Bauern dem Lieferstopp an. "In einigen Gebieten haben wir wirklich eine sehr, sehr gute Beteiligung", zog Schaber am Abend ein erstes Fazit. Die Spanne reiche von 20 bis 90 Prozent. Besonders hoch sei das Engagement der Milchbauern im Nordwesten und im Süden.

Auch in Baden-Württemberg beteiligten sich viele Bauern an der Aktion. Er gehe davon aus, dass allein in Südbaden 70 Prozent der Milchviehhalter keine Milch ablieferten, sagte ein Sprecher des Verbands der Milchviehhalter im Land.

Wolfgang Nuber, Geschäftsführer der größten Molkerei in Baden-Württemberg, Omira in Ravensburg, sagte, er habe noch keinen vollständigen Überblick, da die Milch nur alle zwei Tage abgeholt werde. Die Omira gehört den Bauern selbst und ist genossenschaftlich geführt.

Derzeit zahlt die Omira für einen Liter Milch 38 Cent an die Milchbauern. Im Herbst vergangenen Jahres waren es schon einmal 42 Cent.

In Baden-Württemberg gibt es 12 200 Milchbauern. "Ich habe Verständnis für die Klage der Landwirtschaft", erklärte Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU). Die Landesregierung werde sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten für die Belange der Milchbauern einsetzen.

Die Milchbauern befürchten eine Verschärfung des Preisdrucks, wenn 2015 wie geplant das Milchquotensystem abgeschafft wird, das in der EU die Milcherzeugung begrenzt. dpa
SÜDWEST PRESSE,29.05.2008

Letzte Änderung: 29.05.2008