Diskussion mit Prof. Bierbaum zur Krise

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21.01.2009 Wie konnte aus einer Finanzkrise eine Wirtschaftskrise entstehen und was muss getan werden, um ähnliche Vorfälle in Zukunft zu verhindern?

Eine Runde von ca. 80 GewerkschafterInnen und weiteren Interessierten diskutierten im Anschluss an einen Vortrag des Leiters des INFO-Instituts Prof. Dr. Heinz Bierbaum über die größte Wirtschaftskrise seit der Gründung der Bundesrepublik und ihre Auswirkungen.

Nur über eine neue Wertediskussion mit nachfolgenden Regulierungen auf dem Arbeitsmarkt und vor allem eine Regulierung der Finanzmärkte ist die Überwindung der Krise zu schaffen, womit die beiden Konjunkturpakete der deutschen Regierung zwar erste Schritte in die richtige Richtung gemacht werden, aber dennoch zu kurz greifen.

So wurde deutlich kritisiert, dass mit der Bewilligung der Sicherheiten immer noch keine staatlichen und betrieblichen Kontrollmechanismen (Mitbestimmungsrechte) zwingend eingeführt werden.

Daher sei zu befürchten, dass die aktuellen Rettungsversuche nur kurzfristig Reparaturen und keine langfristig wirkenden Maßnahmen darstellen. Die Gewerkschaften sind sich mit Bierbaum einig, jetzt gelte es unverzüglich demokratische Mitbestimmungs- und Kontrollrechte einzuführen.

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Als Auslöser der Krise steht unbestritten die Finanzkrise, welche hauptsächlich durch Spekulationen mit "wertlosen Wertpapieren" und anderen, mit hohen Risiken behafteten Kapitalanlagen verursacht wurde.

Einige Investmentbanken sind inzwischen wegen enormen Spekulationsverlusten gänzlich verschwunden, manche Staatsbank überlebt nur noch durch Milliarden-Rettungsschirme von Regierungen und dennoch werden die Verursacher, die sich mit dieser Art von Geschäften eine goldene Nase verdient haben, nur sehr zurückhaltend zur Verantwortung gezogen.

In der Folge der Finanzkrise kam das Vertrauen der Banken untereinander weltweit fast zum erliegen, wodurch auch Kredite für die sogenannte "Realwirtschaft" (d.h. Betriebe, welche echte Werte durch Arbeit schaffen) extrem verteuert bzw. unmöglich wurden.

Das wiederum und die schwache Kaufkraft der "Normalbürger" setzte einen Teufelskreislauf in Bewegung, der über einbrechende Auftragseingänge in der Industrie schlussendlich auch Auswirkungen auf die Beschäftigten in den Betrieben hat.

So sind die ersten Menschen bereits ohne Arbeitsplatz, die noch vor Kurzem als der Jobmotor in Deutschland galten, die Zahlmeister für die groben Verfehlungen der Zocker in den Glaspalästen der Banken. Denn als erstes traf und trifft es die LeiharbeitnehmerInnen, die nun nicht mehr "gebraucht" werden und so ihren Arbeitsplatz und ihr gesichertes, wenn auch sehr niedriges, Einkommen verlieren.

Als nächstes stehen die befristet eingestellten Beschäftigte auf der Einsparungsliste der Arbeitgeber. Eine Folge der Jahrelangen Deregulierung des Arbeitsmarktes in und außerhalb Deutschlands, wodurch eine 3-Klassengesellschaft unter den Beschäftigten entstehen konnte.

Doch auch der am Besten abgesicherten "Klasse", den unbefristet Beschäftigten, drohen Arbeitsplatzverlust und eine unsichere Zukunft, worüber sich alle Diskutanten einig waren.

Die IG Metall Reutlingen-Tübingen sieht die Veranstaltung über die Entstehung der Wirtschaftskrise als einen Auftakt zu einer breiten gesellschaftspolitischen Diskussion über zukünftig zu schaffende Rahmenbedingungen, welche ähnliche Krisen verhindern können.

Am 9.Februar findet eine weitere Veranstaltung mit Harald Schumann, Buchautor "Die Globalisierungsfalle", "Der globale Countdown" und Redakteur beim Tagesspiegel in Berlin mit einem Vortrag über Auswirkungen des Klimawandels mit anschließender Diskussion statt, zu der alle Interessenten herzlich eingeladen sind.

Die Einladungen zu diesen Veranstaltungen werden auf der Internetseite der IG Metall Reutlingen-Tübingen bei den Terminen veröffentlicht.

Letzte Änderung: 21.01.2009