7625 Jahre treu dabei

Vorschaubild

16.11.2009 215 IG Metall-Jubilare aus dem Bezirk Reutlingen-Tübingen sind am vergangenen Freitagabend in die Eninger Grieshaber-Halle gekommen, um sich ehren - und auch ein wenig feiern - zu lassen.

Die momentane wirtschaftliche Lage, "die schlimmste Krise seit 1929", sollte trotz der kurzen Erwähnung von Gert Bauer am Freitagabend in Eningen keine weitere Rolle spielen. Denn: "Wir haben uns heute hier getroffen, um zu feiern", betonte der erste Bevollmächtigte der IG Metall Reutlingen-Tübingen und gab somit auch schon das Wort weiter an seinen Stellvertreter.

Dieter Keiper seinerseits dankte den Jubilaren, all jenen Gewerkschaftsmitgliedern, die seit 25, 40, 50 und sogar 60 Jahren ununterbrochen der IGM angehört haben. "Die IG Metall ist eine Organisation, die nur durch ihre Mitglieder lebt, ohne Mitglieder und deren Engagement kann keine Gewerkschaft die Interessen der Beschäftigten vertreten", so der Vize-Bevollmächtigte.

Insgesamt waren fast 800 Jubilare der Verwaltungsstelle Reutlingen-Tübingen eingeladen gewesen. Gekommen sind 215, "die zusammen 7625 Jahre Gewerkschaftszugehörigkeit zusammen bringen", betonte Keiper. Was aber war denn in jenen Jahren in Deutschland angesagt, als die Jubilare in die IG Metall eingetreten sind? Dieter Keiper wusste es und erinnerte in seiner Laudatio daran: "1949 wurden die beiden deutschen Teilstaaten gegründet und für die Gewerkschaften begann im selben Jahr eine Erfolgsgeschichte, trotzdem - es wurde uns nichts geschenkt."

Am 9. April 1949 war das Tarifvertragsgesetz verabschiedet worden und "gab damit der Tarifautonomie einen rechtlichen Rahmen, der noch heute gilt", so Keiper. 1959 hieß der erste Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland Konrad Adenauer. "Und der Gesetzgeber tat sich schwer, die im Grundgesetz vorgeschriebene Gleichberechtigung von Mann und Frau umzusetzen." Im Juli vor 50 Jahren hob das Bundesverfassungsgericht die diskriminierenden Regelungen auf. Doch im Arbeitsleben ist die Gleichbehandlung von Männern und Frauen immer noch nicht angekommen - selbst heute erhalten Frauen immer noch geringere Löhne für die gleiche Arbeit.

1969 setzte der erste Mensch seinen Fuß auf den Mond. "Ein kleiner Schritt für mich, ein großer Schritt für die Menschheit", hatte der Astronaut Neil Armstrong damals gesagt. Willy Brandt wurde zum Bundeskanzler gewählt, "die Dominanz der CDU in der Bundespolitik war damit gebrochen", so Keiper. Woodstock und der Protest gegen den Vietnam-Krieg waren beherrschende Themen und die IG Metall erkämpfte eine Lohnsteigerung um 11 Prozent - "worauf wir heute mit Tränen in den Augen nostalgisch zurückblicken".

1984, als die 25-er Jubilare gerade in die IG Metall eintraten, war der Kampf um die 35-Stunden-Woche das vorrangige Thema. Nach langen Streiks, heißen und kalten Aussperrungen gab es einen Kompromiss: "Die Arbeitszeit wurde in der Metallindustrie auf 38,5 Stunden bei vollem Lohnausgleich verkürzt", erinnerte Dieter Keiper. "Seit Mitte der 90er Jahre gilt in der Metallindustrie die 35-Stunden-Woche."

"Liebe Jubilare, Erfolge zu feiern heißt nicht, sich darauf auszuruhen", so der zweite Bevollmächtigte. Im Anschluss an seine Rede ehrte Keiper zusammen mit Gert Bauer die Jubilare, die seit 60 Jahren der Gewerkschaft angehören: Dazu zählten Johann Allramseder, Karl Bauer, Erich Christner, Hans Diebold, Josef Feigler, Karl Franke, Erwin Gaiser, Otto Hipp, Manfred Kehle, Helmut Koslowski, Paul Lange, Eugen Laux, Werner Pfanner, Karl Reinhardt, Arthur Schneider, Oskar Schröter und Hans Schwemlein.

südwest presse,16.11.2009

Letzte Änderung: 16.11.2009