130 Jobs sollen verlagert werden

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03.12.2009 Am vergangenen Freitag wurde die geplante Verlegung der Fertigung von Automotive Lighting (AL) bekannt gegeben.

Ein Schlag ins Gesicht der Reutlinger Beschäftigten - gestern haben sie demonstriert.

Ab dem zweiten Quartal des kommenden Jahres soll die gesamte Fertigung von LED und Leuchtweitenregelung nach Brotterode in Thüringen verlegt werden und die Reflektoren-Produktion nach Jihlava in Tschechien. "Dabei wird Brotterode wohl nur eine Zwischenstation sein", äußerten sich Michael Jäger und Willi Rebstock, der Betriebsratsvorsitzende und sein Stellvertreter von AL, bei einem Pressegespräch rund zwei Stunden nach einer Demonstration vor den Werkstoren in der Tübinger Straße.

"Wir sind alle kämpferisch aufgelegt", hatte Jäger dort vor rund 1000 Versammelten gesagt. Unterstützung hatten die AL-Beschäftigten von Delegierten aus gut einer Handvoll anderer Reutlinger Betrieben erhalten. "Wir sind ja sehr erfahren im Kampf um Arbeitsplätze", hatte etwa Harry Mischke, Betriebsratsvorsitzender bei Still Wagner in Mittelstadt, den Demonstranten zugerufen. Die Solidarität ist groß, "euer Kampf ist unser Kampf", so Bosch-Verkaufsleiter Thorsten Dieter.

Vor zehn Jahren war die Scheinwerferabteilung von Bosch auf dem freien Markt angeboten worden. "Wir wurden damals wie Sauerbier gehandelt", erinnert sich Jäger. Zunächst war die italienische Firma Magneti Marelli (die zu 100 Prozent zu Fiat gehört) mit 50 Prozent bei Automotive Lighting eingestiegen. Die restlichen 50 Prozent veräußerte Bosch nach und nach, bis den Italienern der gesamte Betrieb gehörte. "Wir waren aber durchaus erfolgreich und haben Gewinne erzielt", betont Michael Jäger. Immerhin sei AL einer der Marktführer im Scheinwerferbereich - weltweit.

Bis vor zwei Wochen habe die Geschäftsführung von Automotive Lighting in Reutlingen noch verkündet, dass keinerlei Änderungen in der Firmenstruktur geplant seien. Und jetzt das: 130 Arbeitsplätze sollen verlagert werden, eine Kostenersparnis von fünf Millionen Euro jährlich sei damit verbunden. Das ist aber eine Zahl, die der Betriebsrat und auch die IG Metall kaum nachprüfen können. Dafür geht nun die Angst um, dass dies nur der Anfang war: Wenn die Produktion nicht mehr hier vor Ort ist, sei absehbar, "dass auch der Werkzeugbau den Standort wechselt", hatte Michael Bidmon von der IG Metall während der Kundgebung betont.

Aber: Der Betriebsrat von AL will das nicht kampflos hinnehmen. "Wir werden wirklich alles versuchen, um die Arbeitsplätze hier in Reutlingen zu erhalten", betonte der Betriebsratsvorsitzende Michael Jäger während der Demo. Doch was kann tatsächlich getan werden? "Zusammen mit der IG Metall und einem Berater werden wir ein Konzept erarbeiten", sagen die Betriebsratsvorsitzenden. Das sei schon lange versucht worden. "Wir hatten immer wieder das Gespräch mit der Geschäftsführung gesucht, um zu klären, was denn der Sinn und Zweck für den Standort Reutlingen ist", so Rebstock. "Schwierig war das, weil die Ansprechpartner ständig gewechselt haben und ein richtiger Geschäftsführer für Reutlingen gar nicht vorhanden war."

südwest presse,03.12.2009

Letzte Änderung: 03.12.2009