PM 01.2022 Scheitern bei Walter AG

IG Metall: Pressemitteilung

22.01.2022 IG Metall - Arbeitgeber erklärt Scheitern der Verhandlungen bei der Walter AG.

Betriebsrat und IG Metall: "Wir lassen uns von den Drohungen des Arbeitgebers nicht an die Wand drücken!"

Tübingen - Am Abend des 20. Januar hat die Arbeitgeber-Seite Walter AG Verhandlungen über einen Interessenausgleich und Sozialplan für den Produktionsstandort Tübingen für gescheitert erklärt. Als Hintergrund benennt die IG Metall Pläne des Konzerns 108 Arbeitsplätze in Tübingen abzubauen und einen Großteil der Produktion nach China zu verlagern.

"Die Pläne des Arbeitgebers sind für uns weder nachvollziehbar noch betriebswirtschaftlich sinnvoll. Dennoch haben wir uns in den Verhandlungen sehr lösungsorientiert eingebracht und waren kompromissbereit. Fakt ist aber, dass der Arbeitgeber so gut wie kein Entgegenkommen zeigte und unnachgiebig auf seinem Standpunkt beharrte. Verhandlungen auf Augenhöhe sehen anders aus.", so Tobias Arndt, Betriebsratsvorsitzender der Walter AG.

Ralf Jaster, zuständiger Gewerkschaftssekretär der IG Metall meint dazu: "Dass ein Unternehmen, das regelmäßig einen Gewinn von deutlich über 20% des Umsatzes erzielt, überhaupt über eine solche Verlagerung nachdenkt, ist eigentlich schon ein Skandal für sich. Dass aber dann in den Verhandlungen versucht wird, den Betriebsrat mit Drohungen zu Zugeständnissen zu zwingen, zeigt deutlich, dass die Unternehmenspolitik nur noch von reinen Renditeinteressen bestimmt zu sein scheint."

In den Verhandlungen habe der Arbeitgeber versucht, dem Betriebsrat eine sogenannte Namensliste abzuzwingen. Für den Fall einer Weigerung durch den Betriebsrat einer solchen Namensliste zuzustimmen sei mit ernsten Konsequenzen, z.B. einer Schließung der kompletten Tübinger Fertigung gedroht worden. Der Betriebsrat habe dieser Drohung nicht nachgegeben. Eine Namensliste von zu kündigenden Beschäftigten habe zur Folge, dass die auf dieser Liste stehenden Personen keine erfolgversprechende Möglichkeit hätten, sich gegen eine Kündigung vor dem Arbeitsgericht zu wehren, selbst dann, wenn sie "sozial schutzwürdiger" (z.B. längere Betriebszugehörigkeit, Unterhaltspflichten u.a.) wären als vergleichbare Arbeitnehmer.

Betriebsrat und IG Metall zeigen sich überzeugt, dass mit dem Arbeitgeberkonzept ein Sterben auf Raten für den Tübinger Produktionsstandort gestartet würde. Die verbleibende Einheit sei zu klein und unflexibel, um nachhaltig und zukunftssicher agieren zu können.

Nun bleibe abzuwarten, wie der Arbeitgeber mit dieser Situation umgeht.

Betriebsrat und IG Metall erwarten von der Walter AG, dass sie nun ihrer sozialen Verantwortung nachkomme und gemeinsam mit der Arbeitnehmervertretung darüber berate, wie die Zukunft des Tübinger Standortes nachhaltig gesichert werden könne.
"Wir sagen der Arbeitgeberseite ausdrücklich: Wir als Betriebsrat sind weiterhin jederzeit gesprächsbereit!", so Tobias Arndt.

Letzte Änderung: 25.01.2022