PM 03.23 Stockende Tarifverhandlungen

IG Metall: Pressemitteilung

27.03.2023 Tarifverhandlungen in der IT-Branche in's Stocken geraten: Beschäftigte in Tübingen sind empört!

Tarifverhandlungen in der IT-Branche in's Stocken geraten: Beschäftigte in Tübingen sind empört!

  • Trotz Anerkennung der Entgeltentwicklung der Metall- und Elektroindustrie verweigert Arbeitgeber die Inflationsausgleichsprämie.
  • Direkt davon betroffen ist der IT-Systemdienstleister Science+Computing AG in Tübingen.
  • Belegschaft setzte mit mehreren Aktionen deutliche Zeichen, dass sie sich wehren können!

Bunt und laut protestierten die Beschäftigten von Science+Computing (s+c), deren Vorstand Matthias Schempp auf der Arbeitgeberseite am Verhandlungstisch sitzt. Neben den Tabellenerhöhungen wurde in der Metall- und Elektroindustrie auch eine Inflationsausgleichsprämie von 2x 1500 Euro abgeschlossen. Die Chefs der betroffen Unternehmen s+c, Unify und Bull (alle ATOS-Konzern) verweigern ihren Beschäftigten diese Zahlung unter anderem mit dem Hinweis, dass dadurch ihre Margen verringert werden würden. Daher beauftragten die Mitglieder der Unternehmen die IG Metall eine Forderung in der Höhe von 3000 Euro aufzustellen.

Bei der zweiten Verhandlung am gestrigen Donnerstag offerierte der zuständige Arbeitgeberverband Metall-NRW erstmals eine einmalige Zahlung von 500 Euro. "Das brachte die Beschäftigten regelrecht auf die Palme", so Michael Bidmon als zuständiger Gewerkschaftssekretär über die Stimmung aus der anschließenden Mitgliederversammlung, in der das Verhandlungsteam über den Stand der Gespräche berichtete. Bidmon, der auf der Gewerkschaftsseite im Verhandlungsteam sitzt, weiter: "Wir sitzen da einer regelrechten Verweigerungsfront gegenüber, welche die offensichtliche Empörung ihrer Belegschaft völlig zu ignorieren scheint." Gestern versammelte sich nach Information der Gewerkschaft mit rund 60 Personen der überwiegende Teil der anwesenden IT-Fachkräfte von s+c zu einer halbstündigen Protestaktion vor dem Betriebsgebäude und machte lautstark klar, dass sie sich nicht wertgeschätzt fühlen. Die IG Metall sei sich sicher, dass der Unmut der Beschäftigten noch enorme Steigerungspotential vorhält, wenn die Arbeitgeberseite bis zur bevorstehenden dritten Verhandlungsrunde keine deutliche Annäherung an die Forderung vornehme.

"Die Entschlossenheit unserer Mitglieder in Tübingen ist unverkennbar. Die sehr deutliche Mehrheit ist seit mehreren Jahren in der IG Metall organisiert. Da sind Aussagen, dass es dann halt krachen würde, quasi aktuell an jeder Ecke des Betriebs zu hören. Das ist eindeutig auf die bisherige Verweigerungshaltung ihres Arbeitgebers zurückzuführen", wie Bidmon die aufgeheizte Stimmung beschreibt. "Wir haben der Gegenseite mehrere Brücken gebaut und hoffen darauf, dass sie einen Weg zur Überwindung der Kluft in diesem Konflikt wählen."

Zum Hintergrund:
S+C ist ein Unternehmen des französischen ATOS-Konzerns. Die IG Metall hat einen bundesweit gültigen Branchentarifvertrag für die IT Dienstleistungsbranche abgeschlossen. 2017 hatte sich die Tübinger Belegschaft in einer entschlossenen und ungewöhnlich zügigen Tarifrunde mit der IG Metall unter das Dach dieses Rahmentarifvertrags gekämpft. Nachdem die Branche mehrere Einmalzahlungen aus der Metall- und Elektroindustrie nicht übernommen hatte, entzündete sich der aktuelle Konflikt nun an der Weigerung der Arbeitgeberseite zur Zahlung der Inflationsausgleichsprämie.

Auf Anfrage können auch frei zu verwendende Fotos der Aktion zugesandt werden.

Für Ihre Fragen stehe ich Ihnen unter +491703333837 gerne zur Verfügung

Letzte Änderung: 27.03.2023