Metallbranche steht vor Warnstreiks

22.04.2007 IG Metall gibt sich entschlossen - "Jetzt heißt es hü oder hott"

Der deutschen Metall- und Elektrobranche steht offenbar eine Welle von Warnstreiks bevor.
Eine Woche vor Ende der Friedenspflicht in der laufender Metalltarifrunde droht die IG Metall mit einem Arbeitskampf und bundesweiten Warnstreiks in der ersten Maiwoche. Vor der vierten Verhandlungsrunde zeigte sich der Zweite Vorsitzende Berthold Huber in mehreren Interviews kampfbereit.
Sollte es bis Ablauf der Friedenspflicht in der Nacht zum Sonntag (29.April) keinen Tarifkompromiss geben, "werde die Gewerkschaft sehr massiv mit Warnstreiks beginnen", sagte Huber. "Spätestens Mitte Mai heißt es für die Arbeitgeber hü oder hott, sonst leiten wir Urabstimmung über einen Arbeitskampf ein."
Nach einem Bericht des "Tagesspiegels" haben sich die Spitzen des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall und der IG Metall darauf verständigt, die Friedenspflicht ablaufen zu lassen und erste Warnstreiks in Kauf zu nehmen.
Vom 3. Mai an sollte dann ein Abschluss im Tarifbezirk Baden-Württemberg angestrebt werden. Dadurch sei gewährleistet, dass das Tarifergebnis anschließend von allen anderen Bezirken übernommen wird.
Bei den nächsten Verhandlungen am kommenden Donnerstag in Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und der Mittelgruppe (Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland) sowie am Freitag in Niedersachsen wollen die Arbeitgeber das Angebot nicht erhöhen, sondern erst Anfang Mai nachlegen.
Wenn es dann nicht zu einem Kompromiss komme, sei auch eine Urabstimmung über einen Streik wahrscheinlich. Das wollen die Arbeitgeber aber auf jeden Fall vermeiden, weil die Auftragsbücher voll seien und jeder Ausstand die Firmen hart treffen würde.
Auf einer Versammlung der Gewerkschafter in Hamburg erklärte der Huber am Samstag, dass er die Chance für eine baldige Einigung mit den Arbeitgebern für gering halte.
"Auch nach dem Ablauf der Friedenspflicht sind wir zu Verhandlungen bereit. Aber bis Mitte Mai müssen wir entscheiden, ob wir in Urabstimmung und in Streik gehen", sagte Huber, der neuer Chef der IG Metall werden will, vor 900 Metallern. Die IG Metall Küste kündigte bereits Warnstreiks für den 2. und 3. Mai an.
Das bisherige Angebot der Arbeitgeber von 2,5 Prozent Lohnerhöhung plus 0,5 Prozent Einmalzahlung ist nach Worten Huber "nicht verhandlungsfähig". Die IG Metall fordert 6,5 Prozent mehr Lohn und Gehalt für 3,4 Millionen Metaller.
Nach Hubers Angaben peilt sie zumindest einen Abschluss oberhalb der Tarifeinigung für die Chemieindustrie mit 3,6 Prozent mehr Gehalt plus Einmalzahlung an.
Eine Vier vor dem Komma würden die Arbeitgeber laut Medienberichten aber nur akzeptieren, wenn die Laufzeit des Tarifvertrags deutlich mehr als zwölf Monate beträgt.
Sonntag Aktuell, 22.04.07

Letzte Änderung: 21.11.2007