Kinderarmut steigt
Hohes Risiko für Familien
In Deutschland lebt nach einer Expertenberechnung fast jedes sechste Kind von Sozialhilfe. Nach einer Erhebung des Bremer Instituts für Arbeitsmarktforschung und Jugendberufshilfe e.V. (BIAJ) gehörten 2006 durchschnittlich 1,89 Millionen Kinder unter 15 Jahren zu Hartz-IV-Bedarfsgemeinschaften. Das waren 10 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Die Berechnungen des Bremer Instituts basieren auf den Statistiken der Bundesagentur für Arbeit.
In den Bundesländern seien die Zahlen im vergangenen Jahr unterschiedlich gestiegen, sagte Paul Schröder von BIAJ. Den stärksten Zuwachs verzeichnete Baden-Württemberg mit 12,6 Prozent auf 149 000 Kinder, gefolgt von Rheinland-Pfalz mit 12,5 Prozent auf fast 74 500. Am unteren Ende liegt Sachsen-Anhalt mit einem Zuwachs von 3,7 Prozent auf 80 500 betroffene Kinder.
Die meisten armen Kinder leben demnach im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen. Dort stieg die Durchschnittszahl von 418 000 im Jahr 2005 auf fast 468 000. Die Stadt mit den meisten armen Kindern ist Berlin. Dort müssen mehr als 147 000 Kinder von Sozialhilfe leben, fast 10 Prozent mehr als 2005.
"Trotz guter Konjunktur wächst die Kinderarmut in Deutschland. Familien mit Kindern tragen offensichtlich ein höheres Risiko für Armut." sagte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, Ulrich Schneider.
Reutlinger Generalanzeiger, 24.04.07
Letzte Änderung: 21.11.2007