Ein Stück vom Gewinn

25.04.2007 Nur jeder 13. Arbeitnehmer bekommt von seinem Arbeitgeber eine Gewinn- oder Erfolgsprämie.

Je höher die Position, desto größer sind die Chancen und der Betrag.
Porsche-Beschäftigter müsste man sein. Weil die Sportwagenschmiede beim Gewinn immer mehr Gas gibt, erhielt jeder Mitarbeiter für das letzte Geschäftsjahr Ende Oktober 2006 eine Sonderzahlung von 3500 Euro. Das waren 300 Euro mehr als im Jahr zuvor.
Doch von einer solchen Gewinn- oder Erfolgsbeteiligung können die meisten nur träumen: Nur 7.7 Prozent aller deutschen Arbeitnehmer kamen 2005 in den Genuss einer solchen Sonderzahlung.
Die Tendenz weist nach oben: Zehn Jahre zuvor waren es erst 5,8 Prozent. Das zeigt eine Untersuchung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans Böckler- Stiftung. Es wertete dazu sein Sozioökonomisches Panel aus, für das jedes Jahr über 12 000 Haushalte befragt werden. Dabei zeigte sich eine zunehmende Polarisierung: Während bei Geringqualifizierten die Gewinnbeteiligung zurückging, nahm sie bei den Hochqualifizierten deutlich zu.
Die besten Chancen haben hochqualifizierte männliche Angestellte, während Frauen schlecht weg kommen: Jeder zehnte Mann erhält zusätzliches Geld, dagegen nur jede 18. Frau. Fast jeder vierte hochqualifizierte Angestellte hat eine Gewinnbeteiligung, und zwar im Schnitt 6634 Euro im Jahr.
Bei den un- und angelernten Arbeitern sind es nur 3 Prozent, und sie kommen auf durchschnittlich 548 Euro. Bei Facharbeitern, Meistern und Polieren sind es schon 8 Prozent, die sich über 1131 Euro zusätzlich freuen können.
Je höher das Bruttogehalt, desto häufiger gibt es einen Zuschlag, dieser Zusammenhang ist eindeutig: In der Top-Kategorie mit mindestens 7000 Euro erhält ihn fast jeder dritte, unter 1500 Euro dagegen nur 2,7 Prozent. Am häufigsten zahlt das Kredit- und Versicherungsgewerbe, dicht gefolgt von der Grundstoffversorgung. Im Baugewerbe herrscht dagegen völlige Fehlanzeige - möglicherweise mangels Gewinne.
Tarifvertragliche Regelungen sind dagegen nach Einschätzung des Leiters des WSI-Tarifarchifs, Reinhard Bispinck, die große Ausnahme, auch wenn die Arbeitgeber in den Tarifverhandlungen zunehmend darauf drängen.
Die Gewerkschaften sind von solchen Modellen, wie sie die Metall-Arbeitgeber
in der gerade laufenden Lohnrunde bieten, wenig begeistert: Den Mitarbeitern winkt nicht dauerhaft zusätzliches Geld.
Eine Beteiligung am Unternehmen, sprich am Kapital, haben nach einer anderen Untersuchung nur 2 Prozent aller Arbeitnehmer.
Südwestpresse, 24.04.07

Letzte Änderung: 21.11.2007