Trommeln für höhere Löhne

02.05.2007 Gewerkschaften mobilisierten am 1. Mai mehr als eine halbe Million Menschen

Mehr soziale Gerechtigkeit und höhere Löhne - das war das Thema der Gewerkschaftskundgebungen am 1. Mai. Dabei gab es gute Nachrichten aus der Arbeitswelt: Die Zahl der Arbeitslosen hat erstmals seit Jahren wieder die Vier-Millionen- Schwelle überschritten.
Zum ersten Mal seit Jahren ist die Zahl der Arbeitslosen im April unter vier Millionen gesunken. Wie Bundesarbeitsminister Müntefering gestern, am "Tag der Arbeit" bekannt gab, waren im vergangenen Monat insgesamt 3,967 Millionen Menschen ohne Arbeit. Das sind 1,1 Millionen weniger als noch im Frühling vor zwei Jahren. Die Zahl der offenen Stellen stieg binnen dieser Zweijahresfrist von 420 000 auf 920 000. Müntefering sprach in Berlin vor einer ermutigenden Entwicklung: "2007 kann ein wirklich gutes Jahr werden".
Die positive Entwicklung am Arbeitsmarkt reicht denn Gewerkschaften nicht aus. Etwa eine halbe Million Menschen sind am 1. Mai auf die Strasse gegangen, um höhere Löhne und mehr soziale Gerechtigkeit zu fordern.
"Der Aufschwung muss für alle da sein, nicht nur für Unternehmer und Gutverdiener", sagte der baden-württembergische Landesvorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Rainer Bliesener. "Volle Auftragsbücher und sprudelnde Gewinne auf der einen Seite und Almosen an die Beschäftigten auf der anderen, das lassen wir uns nicht gefallen", sagte er. An den DGB-Veranstaltungen an insgesamt 46 Orten nahmen nach Gewerkschaftsangaben rund eine halbe Million Menschen teil.
Auch der DGB-Bundesvorsitzende Michael Sommer forderte deutlich höhere Löhne für die Beschäftigten in Deutschland. Er trommelte zudem erneut für die Einführung eines Mindestlohns von 7,50 Euro. Nicht nur der DGB, sondern auch die anderen Gewerkschaften kündigten zudem an, dass sie das Thema Rente mit 67 zum Wahlkampfschwerpunkt der nächsten Bundestagwahl machen wollen.
Unterdessen geht das Ringen um einen Tarifabschluss in der Metall- und Elektroindustrie weiter. Vor der entscheidenden Verhandlungsrunde im Tarifstreit am Donnerstag in Baden-Württemberg will die IG Metall die Warnstreiks in ganz Deutschland ausweiten.
Nach Einschätzungen der Gewerkschaft werden daran bis zu 100 000 Metaller teilnehmen. IG Metall-Chef Jürgen Peters drohte mit einem harten Arbeitskampf.
Am Montag hatte es bereits kurzzeitige Arbeitniederlegungen in Berlin, Baden-Württemberg, Hessen und Niedersachsen gegeben. Gestern wurden die Warnstreiks auch auf Bayern ausgedehnt.
Südwestpresse, 02.05.07

Letzte Änderung: 21.11.2007