Erleichterung der elterlichen Erwerbssituation

03.05.2007 Hermann-Kurz-Schule bietet ein Projekt an

Immer mehr Eltern sind aufgrund ihrer finanziellen Lage gezwungen zu arbeiten. Dass diesen Kindern nichts im Wege steht, bietet eine Reutlinger Schule ein Projekt an.
"Als Arbeitslose muss man für das Arbeitsamt immer präsent sein", erklärte Sandra Nolting, Mutter einer Erstklässlerin. Aufgrund des LOS-Projekts an der Hermann-Kurz-Schule hat sie die Möglichkeit Weiterbildungen, Seminare und Praktika zu besuchen. "Dabei fragt das Arbeitsamt genau nach, ob mein Kind betreut ist", fügt sie hinzu. Ist das nicht der Fall, wird nach einer Tagesmutter verlangt. Bei dreimaliger Verweigerung eines Arbeitsangebots des Amtes bekommt man kein Geld mehr.
"Durch dieses Projekt können wir Eltern eine Betreuung ihrer Kinder bis 15.30 Uhr gewährleisten", meint Schulleiterin Eva Maria Malzon. Das Interesse sei sehr groß. Zwar gibt es eine Kernzeitbetreuung, aber nur bis 14 Uhr, was nicht den Arbeitszeiten der meisten Eltern entspricht.
So werden zunächst 29 Kinder von sechs bis zehn Jahren betreut. "Ich habe schon ein Schild aufstellen müssen, dass wir keine Plätze mehr frei haben", sagt Lisa Varadi, Projektleiterin und Erzieherin. Immer zu zweit beaufsichtigt sie im Wechsel mit drei Studentinnen die Kinder. Zusammen machen sie Hausaufgaben, nutzen die Schulküche und machen andere Aktivitäten in der Schule.
Dabei haben die Eltern ein gutes Gefühl. Ihre Sprösslinge sind sicher aufgehoben und bekommen ein warmes Mittagessen. "Sie können mit ihren Freunden spielen und haben viel Platz auf dem Pausenhof", erklärt Athanasios Ioannou, Vater eines Kindes, das an dem Projekt teilnimmt. Die Kinder verbringen den Tag in einer gewohnten Umgebung und können gut soziale Kontakte aufbauen und weiterentwickeln.
"Als mein Kind in die Schule kam, hätte ich ohne dieses Projekt aufhören müssen zu arbeiten", betont die Mutter V. Patsirarisi. Das von der EU und dem Familienministerium finanzierte Projekt "Lokales Kapital für soziale Zwecke" (LOS) geht in der Tübinger Vorstadt ab Juni diesen Jahres in die vierte Runde. Dieses Projekt findet im Rahmen des Oberprojekts "Soziale Stadt" statt, welches es bundesweit in 220 Gebieten gibt.
Eine von vielen laufenden und auch schon abgeschlossenen Aktivitäten an der Hermann-Kurz-Schule "pro Nachmittagsbetreuung und Arbeitsplatz" soll nun um ein drittes Jahr verlängert werden. "Hierzu brauchen wir viel Zeit und Energie für die Ausarbeitung und Dokumentation des Antrages", bedauert die Schulleiterin. Schließlich muss jedes Jahr aufs neue die Situation an der Schule dargestellt werden.
Hinzu kommt, dass Projekte immer eine zeitlich begrenzte Sache sind und eine gesicherte Basis für Eltern und Lehrer für Planung sehr wichtig ist. So wartet die Schule schon seit längerem auf die Zusage der Ganztagbetreuung für die Grundschule. "Dann wäre die Sicherheit gegeben", stellt Eva Maria Malzon fest. Fördermittelgeber für diesen Zweck sind willkommen.
"Das Tolle ist, dass die Betreuungsmöglichkeit für uns Eltern bezahlbar ist", schließt Sandra Nolting, was bei einer Tagesmutter nicht unbedingt der Fall wäre.
Südwestpresse, 03.05.07

Letzte Änderung: 21.11.2007