Sprachlos in der Schule
Immer mehr Kinder haben Probleme mit der deutschen Sprache.
"Wir merken, dass immer mehr Kinder in die Grundschule kommen, die unter unheimlicher Spracharmut leiden", sagte M. Plieninger von der Pädagogischen Hochschule (PH) Schwäbisch Gmünd. Dadurch fehlen
Schlüsselqualifikationen, um erst richtig Lesen und Schreiben zu lernen und später einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz zu finden.
Mit diesem Problem befasst sich seit Freitag eine zweitägige Fachtagung in Heidenheim, die Plieninger gemeinsam mit der Stadt organisiert hat.
Um die Probleme in den Griff zu bekommen, sei es wichtig, dass Kindergärten und Grundschulen ihre Zusammenarbeit verstärken.
"Wir müssen im Übergang vom Kindergarten zur Grundschule mehr tun", forderte Plieninger. Auch müsse die frühkindliche Bildung stärker gefordert werden.
Sprachkenntnisse seien nicht nur für den Beruf wichtig, sondern auch, um mit andern Menschen zu kommunizieren und seinen Platz in der Gesellschaft zu finden. Hier hätten es Einwanderer-Kinder häufig besonders schwer, weil
sie weder ihre Muttersprache noch Deutsch richtig beherrschen, sagte der Pädagoge.
Gerade wenn die Eltern schon lange in Deutschland seien, lernten sie etwa falsche türkische Vokabeln. "Das ist ein Problem", sagte Plieninger. Im Heimatland werden sie wegen der fehlerhaften Aussprache als Deutsche betrachtet und in
Deutschland wegen der mangelnden Deutschkenntnisse als Ausländer.
"Sprachförderung kann also einen Beitrag dazu leisten, hier Wurzeln zu finden. Es seien aber nicht nur die Kinder mit Migrationshintergrund, die der deutschen Sprache nicht mächtig seien und gefördert werden müssen.
Es gibt grundlegenden Bedarf, auch fast jedes fünfte Kind mit Deutsch als Muttersprache bräuchte eine Förderung. Dies hätten verschiedene Untersuchungen gezeigt. Ein Grund dafür ist nach Ansicht des
Bildungsexperten, dass in der Familie weniger gelesen, geredet und gespielt wird.
Wir haben heute schon eine Lebenswelt, in der Kinder eher auf sich allein gestellt sind. Daher sei es wichtig, auch die Eltern in die Förderarbeit einzubeziehen. Doch dies sei nicht immer ganz einfach.
Familienarbeit ist mit am wichtigsten und mit am schwierigsten. Bei Kindern mit Deutsch als Muttersprache sei es sogar häufig noch schwieriger, die Eltern zu erreichen, als bei Migrantenkindern.
Sonntag Aktuell, 06.05.07
Letzte Änderung: 21.11.2007