Acht -Stunden -Tag wird seltener
Die Deutschen haben immer flexiblere Arbeitszeiten. Extreme Bedingungen wie Wechselschichten rund um die Uhr oder mehr als 42 Wochenstunden nehmen zu.
Täglich von 8 bis 17 Uhr am Arbeitsplatz, eine Stunde Mittagspause, zum Abendessen wieder zu Hause und am Wochenende frei - nur noch jeder achte deutsche Arbeitnehmer hat eine so "normale" Arbeitszeit ohne Schichtdienst,
Überstunden oder Gleitzeit.
Seit 1989 hat sich ihr Anteil halbiert, so das Ergebnis einer Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung.
Die meisten Beschäftigten haben heutzutage flexible Arbeitszeiten, und das häufig nicht moderat. Vier von zehn Arbeitnehmern haben extreme Arbeitszeiten, zumindest nach der Definition des WSI: Sie arbeiten sehr lange, haben
stark schwankende Zeiten oder extreme Schichtarbeit - oder alles zusammen. Besonders häufig sind überlange Arbeitszeiten von 42 Stunden und mehr pro Woche.
Das trifft sehr oft allein stehende Männer. Es wird ihnen durch einen hohen betrieblichen Status und einen recht guten Verdienst vergolten. Meist sind sie erst kurze zeit im Betrieb beschäftigt, und zwar in der Baubranche oder
bei Dienstleistern wie Handel, Transport und Versicherungen.
Bei 15 Prozent der Arbeitnehmer schwankt die Arbeitszeit um mindestens 20 Stunden pro Woche. Auch das sind überwiegend Männer mit gutem Einkommen, die im Schnitt mindestens 45 Stunden pro Woche ranklotzen. Allerdings sind
häufig im mittleren Alter und leben mit einer Partnerin samt Kind zusammen. Dabei dürfen sie Beruf und Familie kaum vereinbaren können, meinen die Forscher.
Die dritte, deutlich kleinere Gruppe rotiert regelmäßig im 24-Stunden-Schichtsystem. Dies sind zum einen Männer in großen Betrieben des verarbeitenden Gewerbes, zum anderen Frauen bei sozialen Dienstleistern wie
Gesundheits- und Pflegediensten. Sie arbeiten schon sehr lange im Betrieb, haben durch die Schichtzuschläge ein überdurchschnittliches Einkommen und relativ oft Kinder.
"Flexible Arbeitszeitmuster haben die Oberhand gewonnen", so das Fazit der Wissenschaftler. Dabei sehen sie eine Polarisierung: Die Arbeitszeiten der Vollzeitbeschäftgten werden länger, gleichzeitig nehmen Teilzeit- und
Minijobs zu.
Südwestpresse, 08.05.07
Letzte Änderung: 21.11.2007