Gewerkschaften auf die globale Bühne!
Vom 6.- 8.Juni findet in Heiligendamm der Gipfel der acht mächtigsten Industriestaaten (Gruppe der Acht, G8) statt. Verschanzt hinter einer Mauer und einem riesigen Polizeiaufgebot, trifft diese unlegitimierte selbsternannte
informelle "Weltregierung" Entscheidungen, welche die gesamte Menschheit betreffen.
Gastgeberin Angela Merkel, US-Präsident George Bush sowie die Regierungschefs von Großbritannien, Frankreich, Italien, Kanada, Japan und Russland wollen in Strategiegesprächen das weitere Schicksal der gesamten
Weltbevölkerung im Profitinteresse ihrer jeweiligen Wirtschaftsverbände und Kapitaleigner aushandeln.
Weltwirtschaftsgipfel dienen der globalen Koordination und der Machtaufteilung. Damit stabilisieren sie die neoliberale Weltwirtschaftsordnung mit ihren immer schlimmeren Folgen für die Mehrheit der Menschen. Eine zu Elite
gehörende Minderheit eignet sich dabei den Reichtum an, den Millionen Menschen produzieren.
Die Globalisierung von Kapital- und Arbeitsmärkten hat die Beschäftigten weltweit in Konkurrenz zueinander gebracht. Skrupellos werden die Beschäftigten einzelner Länder, Branchen und Standorte gegeneinander
ausgespielt - in einem Dumpingwettbewerb um Arbeitsplätze, Arbeitsbedingungen, Löhne und Menschenwürde.
Wir unterstützen den Protest gegen imperiale Machtstrategien und Kriege, gegen den Raubbau an der Natur und den immer bedrohlicher werdenden Klimawandel.
Der globale Kapitalismus treibt die Menschheit in die Existenzkrise.
Als Gewerkschafterinnen fordern wir:
- Die Kernarbeitsnormen sind ein Menschenrecht und müssen als Mindeststandards durchgesetzt werden. Dazu zählen die Rechte auf Bildung von Gewerkschaften und auf das Führen von Kollektivverhandlungen, die Abschaffung von
Kinder- und Zwangsarbeit und das generelle Diskriminierungsverbot in Arbeit und Beruf. Verstöße müssen öffentlich gemacht und mit harten Sanktionen belegt werden.
- Gesetzliche Höchstarbeitszeit: Arbeitsumverteilung ist das entscheidende Mittel gegen eine Arbeitslosigkeit von 200 Millionen Arbeitslosen und 1,4 Milliarden "working poor" weltweit. Produktivitätswortschritte müssen
über Arbeitszeitverkürzungen zum gesellschaftlichen Fortschritt werden: die 30-Stunden-Woche ist das Ziel, die 40-Stunden-Woche muss weltweit gesetzliche Höchstarbeitszeit werden.
- Mindestlöhne, die es in einigen Ländern, wenn auch unzureichend, schon gibt, müssen zu weltweiten Mindeststandards werden. Mit jeweils 60% des nationalen Durchschnittlohns müssen sie globale Gültigkeit
entfalten.
- Systeme der öffentlichen Daseinsvorsorge und Zukunftssicherung müssen aufgebaut, bzw. vor Privatisierung und Kommerzialisierung geschützt werden. Gesundheit, Bildung, öffentliche Sicherheit und die natürlichen
Lebensgrundlagen dürfen nicht zu Waren werden.
- Betriebliche Schutz- und Beteiligungsrechte müssen gesetzlich geregelt werden, um beschäftigten einen Mindestschutz vor Arbeitgeberwillkür zu gewährleisten.
Das Kraftverhältnis zwischen Kapital und Arbeit hat sich im Zuge der Globalisierung dramatisch zugunsten des Kapitals verschoben. Globale Finanzmärkte und grenzüberschreitend agierende Unternehmen verfügen inzwischen
über ein gigantisches Erpressungspotential gegenüber Nationalstaaten. (Steuer- und Umweltdumping, Deregulierung der Arbeitsmärkte) und gegenüber nur nationalistisch agierende Gewerkschaften.
Aus dieser historischen Defensive müssen wir herauskommen, indem wir uns dem Kapital an die Ferse heften, Sprachschwierigkeiten und wechselseitige Unkenntnis überwinden und das Gemeinsame in unseren Interessen erkennen,
grenzüberschreitend auf allen gewerkschaftlichen Ebenen zusammenarbeiten und zu Protesten und Widerstand zusammenfinden, wie bei der Streikdemonstration gegen die Bolkensteinlinie, wie bei den internationalen Streiks der
HafenarbeiterInnen und Seeleute und wie jetzt im Juni 2007 gegen den Weltwirtschaftsgipfel in Heiligendamm.
Wir wissen, dass wir erst am Anfang dieses Weges stehen. Aber wir wissen auch, dass wir nur durch Überwindung der Konkurrenz untereinander und mit Hilfe global handlungsfähiger Gewerkschaften dem global agierenden Kapital
wirkungsvoll entgegentreten können.
www.g8-gewerkschafteraufruf.de
Kontakt:
Dirk Spöri, spoeri@gmx.net ,
Letzte Änderung: 21.11.2007