Die Zahl der Sorgenkinder wächst
Die Zahl der Sorgenkinder mit Krankheiten oder Verhaltensstörungen wächst. Kinder aus sozial benachteiligten Familien stehen dabei durchweg schlechter da.
"Im Großen und Ganzen geht es den Kindern in Deutschland gut", freut sich Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt. Die meisten treiben Sport, haben normales Gewicht und sind ausgeglichen.
Doch die Zahl der Sorgenkinder wächst: Sowohl die Allergien nehmen zu als auch die psychischen Probleme.
Sechs Jahre lang dauerte die erste umfassende Kinder- und Jugendgesundheitsstudie, kurz "Kiggs" genannt. 17 600 Kinder und Jugendliche bis zum 18. Geburtstag nahm das Robert-Koch-Institut von Kopf bis Fuß unter die Lupe, und das
auch mit medizinischen Untersuchungen samt Laborbefunden.
Erfreuliches Ergebnis: Über 85 Prozent beurteilten ihren Gesundheitszustand als gut oder sehr gut. Von den Eltern schätzen sogar über 90 Prozent ihre Sprösslinge so ein. Doch es gibt zahlreiche Kinder mit ungesundem
Lebensstil, und das auffällig häufig aus Zuwanderer- oder sozial benachteiligten Familien. Um sie will sich Schmidt besonders kümmern. "Gesunde Kinder lernen besser", so ihre Devise.
Verhaltensauffälligkeiten oder sozialen Probleme weist jeder sechste Junge und jedes neuntes Mädchen auf. In sozial benachteiligten Elternhäusern kämpft fast jedes vierte Kind oder Jugendliche damit, in der gehobenen
Schicht nur jedes zwölfte.
Besonders häufig sind Ängste und Depressionen. Essstörungen weisen fast 30 Prozent der Mädchen zwischen 11 und 17 Jahren auf, aber nur halb so viele Jungen.
Bei Krippenkindern gibt es seltener Auffälligkeiten - eine wichtige Erkenntnis in der derzeitigen Betreuungs-Diskussion.
Jeder fünfte 11- bis 17-Jährige raucht, Hauptschüler fünfmal so häufig wie ihre Altersgenossen auf dem Gymnasium. Jeder dritte Junge und jedes vierte Mädchen trinkt mindestens einmal pro Woche Alkohol.
Neun Prozent der Jungen und sechs Prozent der Mädchen haben in den letzten zwölf Monaten Haschisch und Marihuana konsumiert. Andere illegale Drogen spielen dagegen keine große Rolle.
Besonders überraschte die Forscher, dass 29 Prozent der Untersuchten höchsten einmal am Tag die Zähne putzen und Mädchen weit häufiger zur Zahnbürste greifen als Jungen.
Südwestpresse, 18.05.07
Letzte Änderung: 21.11.2007