Steuerklasse V vor Reform
Die mit hohen Abschlägen verbundene und deshalb ungeliebte Steuerklass V soll entschärft werden. Das Bundesfinanzministerium schlägt die Einführung eines zusätzlichen Anteilsverfahrens bei der Lohnsteuer vor,
für das sich Ehepaare entscheiden können.
Ziel ist eine gerechte Verteilung der Lohnsteuerlast zwischen Eheleuten mit unterschiedlich hohen Einkommen. Die Steuerklasse V gilt als Beschäftigungshemmnis für Frauen.
Ab 2009 sollen sich die Paare freiwillig dafür entscheiden können, das voraussichtliche Bruttoeinkommen für die Berechnung der Lohnsteuer auf die Ehepartner zu verteilen.
Folge: Bei den Frauen steigen Nettoeinkommen sowie davon abhängige Lohnersatzleistungen wie Arbeitslosen- und Elterngeld, bei den Männern sinken sie.
Kommentar: Steuerklasse V
Für viele Ehefrauen ist Steuerklasse V ein Reizwort. "Eigentlich lohnt es sich für mich gar nicht, arbeiten zu gehen", klagen sie häufig. Der Grund liegt im System: Weil alle Freibeträge schon beim Ehemann
berücksichtigt werden, bekommt sie vom ersten Euro an sehr viel Lohnsteuer abgezogen.
Das beklagt selbst die EU-Kommission als Diskriminierung, - und verkennt, dass es sich nur um ein psychologisches Problem handelt: Am Ende des Jahres zählt nur das Familien einkommen.
Das ändert auch das Anteilsverfahren nicht. Das Bundesfinanzministerium will es ab 2009 als Alternative einführen. Die Steuerlast bleibt auf dem Cent unverändert. Sein einziger Effekt: Die Frau bekommt weniger abgezogen -
und ihr Mann im Gegenzug mehr.
Das dürfte zu fröhlichen Diskussionen am Küchentisch führen. Denn Entscheidung für das neue Verfahren ist freiwillig. So wird es spannend: Akzeptiert der Mann, dass er netto weniger nach Hause bringt und seine
Frau mehr?
Denn bei diesem Nullsummenspiel blickt so mancher nicht durch. Nur in wenigen Fällen gibt es tatsächlich Auswirkungen, etwa beim Arbeitslosen- und beim Elterngeld, die sich nach dem letzten Nettolohn richten.
Manchmal ist die Gleichberechtigung immer noch eine Schnecke und beschert mehr Bürokratie. Aber wenn es ums Geld geht, ist die psychologische Wirkung wohl wichtiger.
Südwestpresse, 25.05.07
Letzte Änderung: 21.11.2007