Protest gegen Strompreis-Welle

19.06.2007 Politiker und Verbrauscherschützer fordern Kunden zum Anbieterwechsel

Die drohende Strompreiswelle stößt auf massiven Protest der Verbraucherschützer und Politiker. Sie fordern Kunden zum Preisvergleich und Anbieterwechsel.
Im Kampf gegen Strompreiserhöhung will die Politik härtere Bandagen anlegen. Bundeswirtschaftsminister Glos sagte, er habe umfangreiche Maßnahmen auf den Weg gebracht, "um den Konzernen besser auf die Finger zu schauen":
Allerdings schreibt die im Bundeskabinett beschlossene Verordnung den Netzbetreiber erst vom Januar 2009 Obergrenzen für ihre Erlöse vor.
Die Netznutzungsentgelte machen rund ein Drittel des Endkundenpreises aus.
An den von mindestens 67 Stromanbietern angekündigte Preiserhöhungen zum 1.Juli von im Schnitt acht Prozent ändern die Maßnahmen nichts. Damit die Verbrauchergünstige Tarife bekamen, sei mehr Wettbewerb nötig, sagte dazu SPD-Fraktionsvize Kelber.
"Die Gesetzgebung sollte erzwingen, dass der Marktanteil von Vattenfall RWE, Eon und ENBW kleiner wird", forderte er. Preiserhöhungen seien durch nichts gerechtfertigt.
Auch der hessische Wirtschaftsminister Rhiel sieht den Staat in der Pflicht: "Die Stromsteuer muss gesenkt und, wenn möglich, sogar abgeschafft werden", sagte der Politiker. Das sei möglich ohne neue Löcher in die öffentlichen Haushalt zu reißen: So dürfen die Rechte zum CO²-Ausstoß den Stromerzeugern nicht mehr länger geschenkt werden.
Nach zahlreichen Regionalversorgern planen, wie "Der Spiegel" berichtet, auch die großen Stromkonzerne RWE und EON die Anhebung ihre Preise. Eon will Tarife zum September anheben. Auch bei großen RWE-Regionalgesellschaften zeichne sich ein ähnlicher Termin ab.
RWE bezeichnet den Bericht als Spekulation. Es gebe keinen akuten Handlungsbedarf. Auch bei Eonl ist noch nichts entschieden.
Nach Ansicht von Wirtschaftsminister Glos und der Präsidenten der der Bundesnetzagentur, Kurth, stehen die Kunden den Erhöhung nicht machtlos gegenüber. Sie sollen ernsthaft über einen Wechsel des Anbieters nachdenken. Oft genüge es sogar schon, "dem angestammten Anbieter seine Wechselabsicht mitzuteilen, um einen günstigen Tarif angeboten zu bekommen", sagte Kurth.
Der Bund der Energieverbraucher warnt jedoch vor einem überhasteten Wechsel zu Billigstromanbietern. Der Preis sollte nicht das einzige Kriterium sein.
Man sollte sich genau ansehen, von wem man seinen Strom bezieht. Der unabhängige Verband empfiehlt:
- Keine Strompakete und keine Vorauskassenmodelle wählen;
- Vorsicht bei neuen Anbietern, die nicht mit einem Netzbetreiber verschwistert sind;
- keinen Strom von Atomkraftwerken kaufen; nach dem günstigsten Angebot des örtlichen Versorgers fragen;
- Überteuerte Tarife des Versorgers nach schriftlicher Ankündigung kürzen.

Südwestpresse, 18.06.07

Letzte Änderung: 21.11.2007