Gemeinsam für mehr "Gedöns"

26.06.2007 Europäisches Städtenetzwerk "Cities for Children" gegründet

Städte aus ganz Europa haben in Stuttgart das Netzwerk "Cities for Children" für mehr Kinder- und Familienfreundlichkeit in den Metropolen gegründet.

Vor zwei Jahren hat der Stuttgarter Oberbürgermeister Wolfgang Schuster ein ehrgeiziges Ziel formuliert: 2010 soll Baden-Württembergs Landeshauptstadt die kinderfreundlichste Großstadt Deutschlands sein. Als Grund für die familienpolitische Offensive nennt Schuster die demografische Entwicklung: Nur in 18 Prozent der Stuttgarter Haushalte leben Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren.
Nicht nur Stuttgart droht zu vergreisen. Deshalb haben auch andere Kommunen in ganz Europa Kinderfreundlichkeit auf die politische Tagesordnung gesetzt. Damit die Städte voreinander lernen, hat Schuster gemeinsam mit der Robert Bosch Stiftung das Netzwerk "Cities for Children" aus der Taufe gehoben.
Beim zweitägigen Gründungskongress, dass heute endet, haben sich rund 40 Städte mit mehr als 100 000 Einwohnern - darunter Augsburg, München, Zürich, Barcelona, Den Haag, Krakau und Straßburg - der Initiative angeschlossen. 25 weitere schickten Vertreter. Die Partner haben sich sechs allgemeinen Zielen verschriebe:
- Jedem Kind soll die Förderung und Bildung zuteilt werden, die ihm faire Zukunftschancen eröffnet.
- Für jedes Kind soll es ausreichend Platz zum Wohnen und zum Spielen geben.
- Jedes Kind soll die Chance haben gesund und sicher aufzuwachsen.
- Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf soll für Mütter und Väter verbessert werden.
- Das Miteinander der Generationen soll durch einen "Generationenvertrag vor Ort" gefördert werden.
- Die Teilnahme von Kindern und Jugendlichen an öffentlichen Entscheidungen soll gefördert werde.
Vieles, weiß Schuster, klingt selbstverständlich. Doch in der Praxis erweise sich oft bereits die Ausweisung von Spielplätzen als Kraftakt. "Wir haben in Stuttgart fünfmal so viele Autos wie Kinder." Selbst wenn man Strassen zu Spielstrassen erkläre, habe man noch die Autos, die diese zuparken.
Anhand guter Beispiele aus anderen Städten erhoffen sich die Teilnehmer, dem Ziel, familienfreundlicher zu werden, näher zu kommen.
Zudem wollen sie gemeinsam auf europäische Ebene als Lobbyist für mehr Kinderfreundlichkeit wirken.
Sie hoffe, dass das Netzwerk schnell wachse, sagte die Vorsitzende von UNICEF Deutschland, Heide Simonis. Sie erinnerte daran, dass Gerhard Schröder als Bundeskanzler die Familienpolitik eins als "Gedöns" abgetan habe. Sie aber wünsche sich, dass dieses "Gedöns" endlich ein ernst zu nehmender Faktor in der Kommunalpolitik werde,
ONLINE-INFO
www.citiesforchildren.eu
Südwestpresse,26.06.07

Letzte Änderung: 21.11.2007