Bitte keinen Sport mit Frauen

01.07.2007 Es darf geschmunzelt werden

Die Geschichte der Menschheit strotzt nur so von Irrtümern. Die Erde ist eine Scheibe, Rauchen gesund, der Mensch edel oder ähnlicher Mist. Seltsamerweise halten sich einige Wirrungen aber hartnäckig. Noch immer glaubt die Welt, dass ehemalige Schauspieler zum Politiker taugen (umgekehrt wär’s echter) oder dass Männer und Frauen zusammen sinnvoll Sport treiben können.
Letzteres funktioniert aber nicht, hat nie funktioniert und wird auch nie klappen - was an den Genen liegt. Früher, also ganz früher, saßen die Männer stundenlang gebückt im Steppengras, sagten zwei-, dreimal am Tag Ugah-ugah und brachten schließlich nach einem entschlossenen Sprint einen Säbelzahntiger oder ein Mammut um.
Damit war der Tag gerettet, die Frau hatte was zu grillen. Männe war nach seiner Hatz rechtschaffen müde, machte ein Bäuerchen und schlief friedlich grunzend ein.
Daran hat sich im Prinzip wenig geändert: noch immer verharren Männer stundenlang leicht gebückt, allerdings nicht im Steppengras, sondern auf Bierbänken. Statt Ugah-ugah sagen sie Prost oder zum Wohlsein, und statt Säbelzahntiger oder Mammuts umzubringen treiben sie Sport.
Und zwar so wie in der Steinzeit, also immer volle Pulle, the winner takes it all, lieber tot als Zweiter und Ähnliches. Dafür können die Kerle aber nichts. Wie gesagt: die Gene.
Frauen haben sich dagegen in den letzten zwei Millionen Jahren weiterentwickelt. Und sie haben dabei gelernt, dass Sport durchaus etwas Entspanntes, ja sogar Heiteres haben kann. Bei dem Gedanken schüttelt sich der Mann und lässt ein Testosteron - Wölkchen aus der Hose dampfen. Bei Worten wie Grundlagenausdauer, Wassergymnastik oder Aqua-Jogging ziehen sich zudem Falten in seine fliehende Stirn, er bekommt Krämpfe und Flatulenz.
Deshalb sollen Männer auch nur Sport untereinander machen, auf einem Niveau sozusagen. Dabei dürfen sie dann mit ihren Rädern die Berge hochbrettern, bis die Herzklappe scheppert, oder sich beim Fußball die Schienbeine eintreten.
Danach sind sie fertig, aber glücklich (Sieg), oder fertig und zerknirscht (Niederlage) - auf jeden Fall aber sind sie sehr, sehr durstig und bereit, die verbrauchten Kalorien in flüssiger Form zu ersetzen. So ist Sport dann tatsächlich sinnvoll.
Da wir aber in einer Freizeitgesellschaft mit zunehmender Instabilität der Mann-Frau-Beziehung leben, bekommen viele Paare den Rat, doch mehr zusammen zu unternehmen. Das ist sicher schön, aber bitte keinen Sport.
Um es noch einmal klar zu sagen - für einen Mann ist es eine Schmach, auf einem Radweg (oder einer Laufbahn) von einem anderen Säbelzahntigerjäger überholt zu werden, nur weil die liebe Frau langsam fährt (oder joggt), weil sie etwas von der Landschaft sehen will. Werte Frauen, das verstehen Kerle einfach nicht. Promenieren, genießen, ruhig und tief atmen - Herrgott, das ist doch kein Sport.
Vollends fatal wird es aber erst, wenn die Frau die einfache Denkweise des Mannes adaptiert und mitgeht bis zur Kotzgrenze. Die Evolution hat den Mann zwar sprintstärker konstruiert, aber wenn es um lange Ausdauerbelastungen geht, könnte es durchaus sein, dass die Dame plötzlich doch vorne ist. Und das ist dann wirklich das Ende.
Einem derart gedemütigten Ugah-ugah-Jäger bleibt dann nur noch Scheidung oder Suizid, so viel ist klar. Körperliche Siege, errungen durch Wille und Kampf, sind schließlich die letzte Bastion der Männer, seit man sein Essen im Supermarkt kaufen kann.
Und wenn diese Domäne auch noch wegbricht, was bleibt dann noch?
Eben, nix mehr. Also noch mal - bitte keinen gemeinsamen Sport. Jürgen Löhle
Sonntag Aktuell,01.07.07

Letzte Änderung: 21.11.2007